Quelle: Schreiben des Staatsarchiv Münster vom 4. Januar 1897
Stadtarchiv Plettenberg, Abt. I, Fach II, Act. 3

Plettenberger Geschichtsquellen - die 500-Jahr-Feier

Im Herbst 1896 beschlossen die Plettenberger Stadtväter, alle Vorbereitungen für die im folgenden Jahr 1897 fällig werdende 500-Jahr-Feier der Stadt Plettenberg zu treffen, und nahmen mit Schreiben vom 14. Dezember 1896 Verbindung mit dem Königlichen Staatsarchiv in Münster auf. Die Antwort lautete:

Königliches Staatsarchiv                       Münster, den 4. Januar 1897

Erwiderung auf das Schreiben vom 14. Dezember 1896

Die Nachforschungen nach dem ersten Vorkommen des Namens Plettenberg für die heutige Stadt haben keine Nachricht ergeben, die über den Anfang des 14. Jahrhunderts hinausreicht. Das Fehlen eines älteren Zeugnisses ist darauf zurückzuführen, dass die Ansiedlung in früherer Zeit nach dem Flüßchen Else genannt zu sein scheint, für dessen älteste Bezeichnung man die in der Stiftungsurkunde des Klosters Grafschaft von 1072 (Seibertz-Urkundenbuch des Herzogthums Westfalen I No 30 vgl. auch No 50) vorkommende Namensform Heslipho ansieht. (vgl. auch Kampschulte, Kirchlich-politische Statistik Westfalens S. 204)

Doch hat auch dieser Name in der Zeit nach dem 12. Jahrhundert nicht weiter nachgewiesen werden können. Dass aber bereits vor dem Beginn des 14. Jahrhunderts ein ansehnlicher Ort hier bestanden hat, dafür dient als Beweis die ehedem dem Hl. Lambertus geweihte Kirche, deren ursprüngliche Anlage in den Ausgang des 12. Jahrhunderts gesetzt wird. (Lühke, die mittelalterliche Kunst in Westfalen, S. 169 f.) In dem Zehntregister der Kirchen des Erzstifts Köln, das um 1313 angefertigt ist, erscheint dann der Ort in der Namensform Plettenbrech (Kampschulte a.a.O. S. 47).

Das Einkommen der Kirche ist hier auf 2 Mark jährlich angeschlagen, der geringste Ansatz für die zur Decanie Attendorn gehörigen Kirchen. Von Steinen (Westfälische Geschichte II, S. 4) vermuthet offenbar mit Recht, dass das Gebiet in und um Plettenberg ehedem theilweise im Besitz der Familie von Plettenberg gewesen ist. Mitglieder dieser Familie aber haben im Laufe des 14. Jahrhunderts ihre dortigen Güter an den Grafen Engelbert III. von der Mark (1347-1391) veräußert. Die Originale dieser Urkunden scheinen verloren, es sind nur Regesten ohne Jahr in einem 1410 aufgestellten Inventar der auf der Burg Altena aufbewahrten Briefschaften der Grafen von der Mark erhalten. Von Steinen hat diese zwar schon im Druck wiedergegeben (a.a.O. S. 4 f.), da sich aber darin eine Anzahl von Lesefehler findet, lassen wir sie nach Kindlingers Abschrift (Msc. II. 19 S. 99) folgen:

Hinrich van Plettenberch und sin sonne hebet verkofft greven Engelberde de vogedye to Plettenbracht half.
Hynrich, Heidenreich, Aleff, Diderik und Gerdt und Johan van Plettenbracht broderen, Didericks sone, hebet vorlovet greven Engelberde van der Marke synen erven und nakomelige ere lande, luide und undersaithen.
Johan van Plettenberch, heren Johans sone, hefft verkofft greven Engelberde dey molen to Plettenbracht den Gresmaldereshoiff und eyn hove to Recklinchuissen in kerspele van Herschede.

Es ist mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen, dass diese Veräußerungen in die Jahre 1347 - 1386 fallen. Im letztgenannten Jahre nämlich ertheilt Graf Engelbert von der Mark dem Dorf und Kirchspiel Plettenberg für seine Lande ein Zollprivileg. Auch von diesem Privileg ist das Original hier nicht vorhanden, es findet sich nur ein Auszug des 16. Jahrhunderts aus märkischen Registern (Cleve-Mark L.A. 80.64), der folgendermaßen lautet:

Anno 1386 feria quarta post Remigii (= Oktober 3) hefft greven Engelberde van der Marcke dem dorpe und kerspell to Plettenbergh fryheit gegeven, dat sie nummer mehr in ewigen dagen in syner Gnaden lande tollen sollen in eniger wyss, so wyt als dat lant van der Mark is.

Sonst finden sich im Staatsarchiv für die Geschichte der Stadt Plettenberg im 14. und 15. Jahrhundert in der Hauptsache nur neuere Abschriften der im städtischen Archive befindlichen Originalurkunden, so in einer Abschriftensammlung von 1749 das Stadtrecht vom 29. April 1397, das ja bereits bei von Steinen (a.a.O. S. 54 ff.) gedruckt ist, und die späteren Bestätigungen der Privilegien von 1400 f.f.

In den Jahren 1587-1588 verhandelt die Stadt mit der Clevischen Regierung wegen Erneuerung der früher in Plettenberg abgehaltenen 4 Jahrmärkte; es werden von letzteren statt der 4 nur 3 vorgeschlagen, die man am besten auf Maiabend (30. April), den Tag vor oder nach Lamberti (17. September) und den Tag vor Purificatio Marie (2. Februar) verlege.

Erwähnung geschieht der Stadt Plettenberg auch häufiger in den das Amt Schwarzenberg betreffenden Archivalien vom Anfang des 16. Jahrhunderts an (Msc. VII 6011 fol 46 b ff.): der Amtmann besaß eyn groite steynen huyss bynnen Plettenberg. Akten über Streitigkeiten zwischen dem Amtmann zum Schwarzenberg und der Stadt Plettenberg wegen Nutzung der gemeinen Mark, der Fischerei, der Gerichtsbarkeit usw. sind aus den Jahren 1568-1583 vorhanden. Bemerkt sei, dass sich über die Burg Schwarzenberg Nachrichten aus dem 14. Jahrhundert in der Chronik der Grafen von der Mark von Levold von Neuhoff finden.

Benutzung von Archivalien
Die Benutzung von Archivalien des Staatsarchivs ist in der Regel nur hier am Ort zulässig. Bei Behörden kann mit Genehmigung des Herrn Oberpräsidenten der Provinz auch Versendung der Archivalien nach auswärts erfolgen, wenn für deren feuersichere Aufbewahrung genügend Sorge getragen wird. Doch dürfen die Archivalien nur im Amtsraum der Behörde eingesehen werden.

Königliches Staatsarchiv. gez. Kohlmann


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