Zurück zu den Wurzeln einer äußerst vielfältigen Presselandschaft

Anmerkung des Herausgebers des Plettenberg-Lexikon: Der heutige Märkische Kreis zählt, trotz Schließung und Neuordnung verschiedener Lokalredaktionen, bzw. der Aufgabe von Teilausgaben in letzter Zeit, immer noch zu den zeitungsreichsten Landschaften in der Bundesrepublik. Nirgendwo sonst gibt es so viele lokale Tageszeitungen bzw. Lokalausgaben regionaler Tageszeitungen. Der Leser kann sich also (s)eine lokale Zeitung auswählen.
Wer die Wurzeln dieser vielfältigen Presselandschaft erkunden will, findet in der Dissertation von Dr. Herbert O. Hundt von 1934 das beste und bislang einzige zusammenfassende Werk für das Pressewesen im märkischen Sauerland. Der Chronist hat selbst seine journalistische Ausbildung durch Dr. Herbert Hundt erfahren. Es wäre wünschenswert, wenn dessen einzigartige Arbeit einmal eine Fortsetzung für die Jahre 1934 bis 2009, also über die Entwicklung der Zeitungslandschaft des märkischen Sauerlandes der letzten 75 Jahre, finden würde. Dr. Herbert Hundt selbst hat dafür, wie er in anderem Zusammenhang feststellt, "einen sicheren Unterbau für eine zeitungsgeschichtliche Behandlung der Folgezeit geschaffen". HH


Quelle: Kopie der mit "cum laude" bewerteten Dissertation zum "Dr.phil." von Herbert O. Hundt im Archiv HH, 1934, 148 S., zahl. Tabellen u. Skizzen

Das Pressewesen im märkischen Sauerland

Angenommen von der philologisch-historischen Abteilung der Philosophischen Fakultät auf Grund der Gutachten der Herren Münster und Kötzschke.
Leipzig, den 31. Juli 1934

Der Dekan: (gez.) Berve



Vorwort

Ein erfolgreicher Abschluss der vorliegenden Untersuchung wäre nicht möglich gewesen ohne die Unterstützung der infragekommenden Verwaltungs- und Archivbehörden, Organisationen und Einzelpersönlichkeiten, deren Entgegenkommen auch an dieser Stelle dankbar anerkannt sei. Besondere Hervorhebung verdient die lebhafte Förderung, die die Untersuchung von seiten der Zeitungsverleger selbst erfahren hat.
Zu aufrichtigem Dank bin ich nicht zuletzt auch dem Direktor des Instituts für Zeitungswissenschaft an der Universität Leipzig, Herrn Professor Dr. MÜnster verpflichtet, dessen Unterstützung mir bei der Fertigstellung dieser Arbeit in vielfacher Hinsicht zuteil geworden ist.
Die Materialsammlung wurde im Wesentlichen mit dem 1. Januar 1934 abgeschlossen, doch konnten auch die bis zum 1. April 1934 vorliegenden Auflageangaben noch berücksichtigt werden.

Der Verfasser


Inhaltsverzeichnis

Vorwort
Übersichtskarte des märkischen Sauerlandes
Inhaltsverzeichnis
Literaturverzeichnis
Standorttabelle der Zeitungen des märkischen Sauerlandes
Historische Entwicklungsstatistik (Veränderungen im Format und Zeitungstitel)
Einleitung
a) Ziel der Arbeit
     b) Untersuchungsmethode
     c) Mark und Sauerland

A) Vorgeschichte des Pressewesens im märkischen Sauerland
I. Die ersten Zeitungsleser und Zeitungsschreiber
II. Entstehung von Buchdruck und Papierfabrikation
III. Inhalt der ersten Drucke:
     a) Die Iserlohner Einzeldrucke des 18. Jahrhunderts
     b) Lecke's Iserlohner "Monatsrosen" (1817)

B) Zeitungen des Vormärz
I. Die Karlsbader Beschlüsse und ihre Handhabung in Westfalen
II. Das Iserlohner Wochenblatt
      a) unter Wilhelm Eckstein (1819-1847)
      b) nach der Übernahme durch Jul. Bädeker (1847)
III. Wochenblatt für den Kreis Altena (P. A. Santz)
IV. Der "Oeffentliche Anzeiger für die Grafschaft Limburg"
      a) Der Philosoph von Berchum
      b) Die Hagener Erscheinungszeit
      c) Übersiedlung nach Iserlohn (01.07.1842)
V. Sonstige periodische Druckschriften
      a) Politische Zeitschriften
      b) Vereinspresse
      c) Belletristische Erscheinungen
      d) Religiöse Literatur

C) Die Presse der Revolutionsjahre 1848/49
I. Die bestehenden Blätter:
     a) Das Iserlohner Wochenblatt
     b) Der "Oeffentliche Anzeiger"
     c) Wochenblatt für den Kreis Altena
II. Die Revolutionsgründungen:
     a) Märkischer Bote (Lüdenscheid)
     b) Iserlohner Bürgerblatt
     c) Der Beobachter an der Lenne (Limburg)
     d) Volks-Bote (Altena)
     e) Volksfreund für den Kreis Altena (Lüdenscheid)

E) Die Presse im Zweiten Reich (1871-1918)
I. Allmählicher Aufstieg
     a) der regionalen Richtungspresse
          1. Iserlohner Kreisanzeiger
          2. Lüdenscheider Wochenblatt
          3. Der Gemeinnützige
     b) der lokalen Richtungspresse
          1. Lüdenscheider Zeitung
          2. "Lenne"-Zeitung in Altena (gegründet 1889)
          3. Neue Hohenlimburger Zeitung (gegründet1898)
...
     c) Leserkreis und Zeitungsinhalt der Richtungspresse
...

V. Räumliche Ausbreitung der unpolitischen Lokalpresse
...
b) Erfolgreiche Neugründungen:
1. Plettenberger Bote (Süderländer Wochenblatt) gegründet 1880
2. Halversche Zeitung (grgündet 1880)
3. Schwerter Anzeiger (gegründet 1883)
4. Süderländer Volksfreund, Werdohl (gegründet 1887)
5. Hemersche Zeitung (gegründet 1893)
6. Sauerländer Nachrichten, Neuenrade (gegründet 1899)
7. Allgemeiner Anzeiger, Halver (gegründet1901)
8. Werdohler Wochenblatt (gegründet 1903)
9. Meinerzhagener Zeitung (gegründet 1911)


c) Gescheiterte Gründungsversuche:
1. Halveraner Wochenblatt (1878-1880)
2. Altenaer Bürgerzeitung (1880)
3. Schwerter Volksblatt (1880-1882)
4. Hemer-Zeitung (1886-1887)
5. Westfälischer Courier, Letmathe (1887-1888)
6. Mendener Volksblatt (1893)


Einleitung
a) Ziel der Arbeit

Die junge Wissenschaft von der Zeitung hat von den bestehenden Zweigen der Geisteswissenschaft nur eine bescheidene Mitgift auf den Weg bekommen. Sie steht darum vor der Notwendigkeit, aus eigener Kraft zunächst die Fundamente ihrer wissenschaftlichen Arbeit zu legen, bevor sie auf diesen aufbauend das Lehrgebäude einer neuen Disziplin errichten kann.

...
Die Arbeit ist zunächst als Teil einer gedachten westfälischen Pressegeschichte aufzufassen. Das westfälische Zeitungswesen hat eine zusammenfassende Darstellung bisher nur in seinem ersten Entwicklungsstadium erfahren. d'Ester's Untersuchung über "Das Zeitungswesen in Westfalen von den ersten Anfängen bis zum Jahre 1813" hat einen vorzüglichen Überblick über die Entstehungszeit des westfälischen Pressewesens und damit einen sicheren Unterbau für eine zeitungsgeschichtliche Behandlung der Folgezeit geschaffen.
...

Erfolgreiche Neugründungen

1. Plettenberger Bote (Süderländer Wochenblatt)
Am 1. Oktober 1880 gründete der Buchdrucker Johann Ruckstuhl in dem damals knapp 3000 Einwohner zählenden Plettenberg eine halbwöchentlich erscheinende Zeitung, nachdem ein ähnlicher Versuch in Altena (vgl. S. 117) fehlgeschlagen war. Das Blatt führte zunächst den Titel

Plettenberger Bote
änderte aber bereits am 01.01.1881 seinen Namen in:
Süderländer Wochenblatt
Nach dem Tode des Gründers ging der Verlag 1886 auf dessen Schwiegersohn Jul. Hergt und am 01.08.1890 durch Kauf an den aus dem Harz stammenden Redakteur Emil Schmidt über. Am 01.10.1899 erwarb der aus der Niederlausitz gebürtige Redakteur Otto Maercker (*06.12.1861 †14.12.1932) das "Wochenblatt"; Maercker war zunächst in Frankfurt a./O. tätig gewesen, hatte dann die "Hannover-Lindener Zeitung" und später die "Jade-Zeitung" in Varel (Oldbg.) redigiert.
Das "Süderländer Wochenblatt" ging 1888 zum 3 mal wöchentlichen und am 01.10.1913 zum täglichen Erscheinen über unter gleichzeitiger Titeländerung in:
Süderländer Tagbelatt
Süderländer Wochenblatt - Plettenberger Bote - Zeitung für Herscheid
Es konnte bei dieser Gelegenheit mit Genugtuung darauf hinweisen, dass es sich "dem Ansturm der weit günstiger gestellten Preßorgane der größeren Städte gegenüber behauptet hat". Der vierteljährliche Abonnementpreis wurde gleichzeitig von 1,25 auf 2,25 Mark erhöht.
Die Auflage belief sich 1884 auf 200, 1889 auf 200, 1899 auf 850 und 1904 auf 1.475 Exemplare.
Für die Herstellung wurde anfangs eine kleine Handpresse, seit 1887 eine Wormser Tretmaschine und seit 1893 eine Frankenthaler Schnellpresse benutzt. Im Juni 1913 wurde erstmalig eine Typograph-Setzmaschine in Betrieb genommen.
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