Quelle: Martin Zimmer, Stadtarchivar, 17.09.1987

Die Evangelische Kirche in Ohle (ehem. St. Martin)

Die Kirche in Ohle gilt als bemerkenswertes Beispiel für den Typ der sauerländischen Hallenkirche. Mit ihrem tiefgezogenen Satteldach lässt die durch ausgesprochene Schlichtheit und Wuchtigkeit ganz eigenständige Kirche Bauelemente des heimischen Bauernhauses erkennen. Das dreischiffige, zweijochige Langhaus wird durch zwei Pfeiler getragen. Der Turm ist nicht, wie sonst grundsätzlich üblich, im Westen, sondern über der Vierung des Chores im Osten und der früheren Kapelle hochgezogen.

Die ältesten Bauteile der Kirche stammen aus der Zeit um 1050 bis 1100, als diese noch eine Kapelle war. Später (14. Jhdt.), als sich die kleine Filialgemeinde von der Muttergemeinde Plettenberg abzweigte, wurde die Kapelle zur Kirche umgebaut. Seitdem ist die Ohler Kirche selbständige Taufkirche. Ihr Patron war der Hl. Martin. Sie war in vorreformatorischer Zeit ein weit und breit berühmter Gnaden- und Wallfahrtsort. In einem Wandschrein auf der nördlichen Chorseite befand sich damals das Haupt des Hl. Cornelius, Bischof von Skamandra, eines in der Apostelgeschichte erwähnten römischen Feldhauptmanns, das alljährlich am Kornelitage der Prozession zum Hemberg vorangetragen wurde.

Äußerlich war die alte Kirche wesentlich anders als die jetzige. Die Sakristei wurde erst 1653 angebaut. 1751 wurde der Turm um ein Stockwerk erhöht und der heutige Helm in Gestalt einer achtseitigen Pyramide aufgesetzt. 1963/64 erfolgte eine Grundrestaurierung der Kirche, wobei unter anderem auch die inneren Ausmalungen von einst freigelegt und in ihrer ursprünglichen Form ergänzt wurden.

Das Patronat der Kirche hatte das Haus Brüninghausen. Im Jahre 1875 wurde der katholische Besitzer des Hauses nach Zahlung eines namhaften Betrages aller Patronatspflichten unbd -rechte "für ledig" erklärt. 1391 ist das Ohler Gotteshaus als "Kerke tho Ole" bezeichnet. Ihrem Patron, dem St. Mauritius, wurde einst auch die größte Glocke geweiht. Sie trägt die Inschrift

scs mauritius byn ych genant
wan ych rope so comet to hant
ano dmi (1483)

Die "Mauritius-Glocke" wurde 1963 als Läuteglocke stillgelegt. Sie dient seitdem als Schlagglocke für die sieben Bitten des "Vater Unser". Immerhin handelt es sich bei der genannten Glocke um die älteste in der heutigen Stadt Plettenberg (Glockenguss 1480!).


St. Martin (Foto: Martin Zimmer, Dezember 1993)


Die 1480 gegossene Maritius-Glocke (Foto: Martin Zimmer, 1980)

Das Innere der Kirche
Der Grundriß und die Raumwirkung der Kirche sind denen von Wiblingwerde verwandt, mit dem Unterschied, dass in Ohle statt der Rundpfeiler quadratische Pfeiler mit drei Halbsäulenvorlagen und Knollenkapitelle (vgl. Affeln) die Gewölbe tragen. Im Mittelschiff und im Chor hat die Kirche Kreuzgewölbe; in den Seitenschiffen, in in kleinen Wandapsiden enden, befinden sich einhüftige Gewölbe. In der nördlichen Wandapside stand einstmals der Marien- und in der südlichen der Servatius-Altar.

Im Chor sind 1907 Wandmalereien aufgedeckt und nach dem damaligen Geschmack unter Verwendung einer späteren gotischen Übermalung nachgestaltet worden. Sie wurden später - wie bereits erwähnt - erneut freigelegt. Sie stellen Christus in der Mandorla mit Evangelistensymbolen als Weltenrichter dar (Mitte 13. Jhdt.), während die Heiligengestalten, darunter St. Mauritius, von einer Erneuerung bzw. Ergänzung des 15. Jhdt. stammen. Die Ornamentmalerei des Langhausgewölbes zeigt das Soester Schema nur in der Kopie von 1907.

An dem mittelalterlichen steinernen Altar ist, wohl aus dem 14. Jhdt., ein gemaltes Antependium zu sehen, Rauten zwischen rahmenden Säulen mit Spiralbändern. Der Altaraufsatz mit einem geschnitzten Abendmahlsrelief wurde 1720 gefertigt.
In die gleiche Zeit gehört das Taufbecken aus Eichenholz auf einer ebenfalls geschnitzten Säule, dessen Deckel die Taube als Symbol des Hl. Geistes bekrönt. - Das Abschlusskruzifix des Altares ist spätgotisch, ebenso das Sakramenthaus mit Rahmenschnitzereien.
Die farbig gefasste Holzfigur des Kirchenpatrons St. Martin zu Pferde (um 1500) können vielleicht Patrone der adligen Herren von Ohle gewesen sein, deren Burg bis 1582 neben der Kirche stand.
Ohle hat sich bis in die Gegenwart eine besondere St. Martin's-Tradition erhalten.

Das barocke Orgelgehäuse stammt von 1768, die Empore von 1662. Sie hat Fachschnitzereien und eine griechische Inschrift. Sie liest sich in Umschrift folgendermaßen: to agalma tou hierou kai hagiou tou theou (Die Zierde des Heiligtums und Tempels Gottes). Die Stifternamen der Empore stehen auf den oberen Leisten.
Im Juli 1954 wurde das von Prof. Arno Breker geschaffene Mahnmal auf dem alten Kirchhof geweiht. Es erinnert an die Opfer vergangener Kriege mit der Inschrift: Ruhm ward' dem Krieger genug und Jauchzen und grünender Lorbeer. Tränen, von Müttern geweint, schufen dies' steinerne Bild.

Quellen:
Boedecker, Antonius A.: Die urspr. Kirche in Albersloh. In: Westfalen 23, 1938, S. 363 ff; Westfalen 46, 1968, S. 419 f.
v. Schwartzen, Albrecht: Plettenberg . . . 1972, S. 140
Barth/Hartmann/Kracht: Kunst- und Geschichtsdenkmäler im Märkischen Kreis, 1983, S. 659 ff.
Frommann, P. D.: Von der Hünenburg auf dem Sundern ..., 1949, S. 25 ff.


Grundriss der Evang. Kirche Ohle im Jahre 1909


Quelle: Martin Zimmer, Kirchenarchiv Ohle, September 1999

Die Evangelische Kirche zu Ohle

Die Kirche zu Ohle wurde im 11. Jahrhundert als eine romanische Hallenkirche gebaut. Als Baumaterial diente der hier vorhandene Grauwacke-Bruchstein. Der Turm steht im Osten der Kirche. In ihm befindet sich der Altarraum.

Bei der Restaurierung der Kirche (1962-1964) kam die alte Freskenmalerei an Wand und Decke des Chorraumes wieder zum Vorschein. In der Mandorla sitzt Christus, der Herr der Welt, auf der Erdkugel. Er ist umgeben von den vier Evangelisten, die dargestellt sind unter den Zeichen Engel, Löwe, Stier, Adler. Das Friesband, das diese Deckenmalerei von der Wandmalerei trennt, ist erhalten geblieben. Es variiert im Muster, während die Bemalung links zerstört war und nach Schablone erneuert wurde.

An der Wand hinter dem Altar befindet sich links eine schlecht erhaltene und schwer zu erkennende Freskenmalerei. Deutlich ist das Antlitz der Maria zu erkennen, weniger deutlich, aber noch erkennbar, ist das Haupt Christi, während ein anderer (Heiliger) ncht zu deuten ist. Wahrscheinlich war das Ganze eine Kreuzigungsdarstellung, deren unterer Teil zerstört wurde, als man um 1220 eine Nische ausbrach zur Aufnahme der Reliquie. Bei ihr handelt es sich um das Haupt des Cornelius (vgl. Apostelgeschichte 10), das um 1220 dem Ritter von Ohle an der "Heiligen Eiche" bei Ohle (Hemberg) durch Engel in einer Muschel überbracht wurde. "Sie haben es von Mailand nach Ohle gebracht", so sagt die Legende. Tatsache ist, dass für diese Reliquie die ursprüngliche Malerei zerstört wurde. Es entstand eine Reliquien-Nische, vor der einige anbetende Personen dargestellt wurden, und um dieser Reliquie willen vielen Besucher nach Ohle kamen. Die Malerei an der Nische ist kaum erkennbar.

Hinter dem Altar an der Wand ist links ein unbekannter "Heiliger"; rechts steht ein Heiliger, bei dem das Spruchband sagt "scs. mauricius ora pro nobis" (Sanctus Mauritius, bitte für uns). An den heiligen Mauritius erinnert auch die älteste Glocke der Kirche, auf der geschrieben steht: scs mauritius byn ych genant wan ych rope so comet to hant 1483.
Der Unterbau oder Sockel des Altars ist aus der Gründerzeit der Kirche, also mehr als 900 Jahre alt. Seine Besonderheit ist die Bemalung, ein schlichtes Rombenmuster, von dem z. T. noch die ursprüngliche Freskenmalerei erkennbar ist. Übrigens sind nur wenig bemalte Altarsockel aus alter Zeit erhalten geblieben.

Der Altar-Aufsatz ist eine barocke Bauernschnitzerei und -malerei. Auf der großen unteren Tafel ist die Feier des Abendmahls dargestellt; auf dem weißen Tischtuch liegen Schwarzbrote, eine Schale mit dem Passa-Lamm, daneben ein Kelch.

Die Malerei oben am Altar erinnert an die Opferung Isaaks durch Abraham. Rechts und links am Altar stehen Aaron im priesterlichen Gewand und mit den Insigniend es Hohen Priesters sowie Mose mit den beiden Gesetzestafeln.
Auf der Bank im Chorraum ist eingeschnitzt: Jova amo tui fani domicilium tuique gloriosi locun tabernaculi (Psalm 26 Vers 8: Der Herr ist gut und fromm, darum unterweist er die Sünder auf dem Wege).
Das Schnitzwerk des Martin, der dem Bettler ein Stück seines Mantels abschneidet, steht in einer Conche südlich vom Chorraum, in der früher ein Servatius-Altar stand (Servatius ist einer der drei Eisheiligen, den sich die alten Ohler als Fürbitter erwählten; noch heute heißt diese Conche "Servatius-Ecke").


Quelle: Aufzeichnungen von Ewald Baberg, 6 DIN A 4-Seiten, maschinengeschrieben, um 1962 (Kirchenarchiv Ohle)

Die alte Kirche in Ohle
Ewald Baberg: So sah die Kirche vor ihrer Renovierung 1914-1916 aus

Das Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde Ohle beschloss um die Mitte des Jahres 1962 die Renovierung unserer alten Kirche. Da ich die Instandsetzung in den Jahren 1914-1916 noch gut in Erinnerung habe, und wie ich hörte, aus diesen Jahren nichts Schriftliches hinterlassen wurde, hielt ich es für richtig, alles Wissenswerte niederzuschreiben.

Wie sah nun die Kirche vor der Renovierung aus? Der Außenputz der Kirche bestand aus Kalkmörtel. Die meisten Häuser in Ohle waren so geputzt. Der Mörtel aus gesiebtem Lennesand und Kalk aus dem Kalkofen im Vossloh bei Grimminghausen. Turm und Kirchenschiff waren so wie heute mit Schiefer gedeckt. So um das Jahr 1906 hat der Maurermeister Julius Kahle aus Hilfringhausen Außen- und Innenwände der Kirche mit Kalkmilch geweisselt.
Neben dem Eingang der Kirche führte eine Holztreppe zur Empore (großen Libberigge). An der Westseite sah man an dem Fenster noch deutlich die Spuren der ehemaligen Verbindung zur alten Ritterburg derer "von Ohle". An der Nordseite befand sich die Grabstätte der Familie Wille, eingefriedet mit einem Eisengitter und mit Efeu bewachsen. Karl Friedrich Wille war Pastor in Ohle von 1809-1870.

Der Platz rund um die Kirche war ursprünglich Friedhof, zu meiner Zeit Schulplatz für die alte Schule, allerdings standen noch einige Grabsteine daselbst. Innen war die Kirche weiß getüncht, der Altar und die Orgel in weißer Farbe gehalten, mit Goldverzierungen. Die Kanzel und das ganze Gestühl hatten einen graublauen Anstrich. Die Namen der Besitzer der Kirchenstühle (Stand) waren mit Farbe aufgemalt.

Das adelige Haus Grimminghausen hatte gleich links der Eingangstür eine Empore als Stand (die sogenannte kleine Libberigge). Eine Holztreppe führte hinauf. Darunter war der Stand des adeligen Hauses Brünninghausen (von Wrede) obwohl die Familie katholisch war, so hatte sie doch einen Stand in der Kirche, denn der Herr von Wrede hatte das Patronat.

Die vier Presbyter saßen auf dem Chor rechts. Der Kirchmeister Karl Schmidt-Kellermann, Fritz Schmidt-Wüllner, der nach der ersten Strophe des Kirchenliedes nach der Liturgie den Klingelbeutel trug, Wilhelm Baberg-Rieckesmann, der ihn gelegentlich ablöste und Wilhelm Baberg-Suhr. Die Konfirmanden saßen auf zwei langen Bänken auf dem Chor. Links die Mädel, rechts die Jungen. Die Katechumenen saßen vor dem Chor im Kirchenschiff vor den Sitzen der Älteren auf zwei langen Bänken, ebenfalls links die Mädel und rechts die Jungen.

Rechts vor der Kanzel, im sogenannten Ziarws-Eck (Servatius-Ecke), saßen eine Anzahl männlicher Kirchenbesucher. Vor ihnen in der Fensternische das Reiterstandbild des Heiligen Martin. An der Wand neben dem Turmaufgang die Ehrentafel mit den Namen der drei Gefallenen im Kriege 1870/71. Hinter einem eisernen Gitter in einer Nische barg man im Mittelalter die Reliquie "Das Haupt des heiligen Cornelius".

Links vom Turmaufgang stand ein großer Ofen, der mit Buchenholz geheizt wurde. Die Beleuchtung bestand in einem Kronleuchter im Kirchenschiff vor dem Chor mit 12 Kerzen und an den Wänden eine Anzahl Leuchter mit je 3 Kerzen. Einmal im Jahr, am Heiligen Abend, wurden diese angezündet zur Christvesper (Lichterkirche). Die Unkosten für Beleuchtung und Heizung brachte man durch die Kollekte am Heiligen Abend auf. Der Organist erhielt am Himmelfahrtstage als einmalige Vergütung für sein Orgelspiel ein Opfer. Das heißt, nach dem Kanzelsegen gingen die Kirchenbesucher um den Altar und legten ein Geldstück dahin. Nach Aussage meines Großvaters soll in alter Zeit die Besoldung des Pfarrers auch auf diese Weise geregelt worden sein.

So habe ich die Kirche und Gottesdienst vor 1914 in Erinnerung. Kurz vor Ausbruch des [I. Welt-]Krieges begann dann die große Renovierung der Kirche innen und außen. Unter großen Schwierigkeiten konnte das vollendet werden bis am 2. April 1916 die Einweihung stattfand. Alle gottesdienstlichen Handlungen fanden während dieser Zeit im Biermannschen Saale statt.

Am 15. Januar 1922 weihte die evangelische Gemeinde Ohle in einem würdigen Weiheakt die Ehrentafel mit den Namen der Gefallenen von 1870/71 und von 1914/18. Der Männergesangverein Ohle und ein Schulchor unter Lehrer Hüser, der ein Lied vortrug, das von ihm selbst verfasst und in Noten gesetzt war, sowie mehrere Schüler, die Gedichte vortrugen, umrahmten die feier. Die Weiherede hielt Pfarrer Haverkamp, der dann auch den Weiheakt vornahm.

Der Entwurf der Ehrentafel stammte von dem Kirchbaumeister Hoffmann, der wenige Jahre vorher die Renovierung der Kirche geleitet hatte. Es wäre zu wünschen, wenn sich bei der heutigen Renovierung der Kirche ein Platz fände, der nicht nur die Namen der 31 Gefallenen und Vermissten von 1870/71 und 1914/18 aufnähme, sondern auch die (etwa 100) Namen der Gefallenen von 1939/45.
Darüber hinaus möchte ich aber auch den Namen der Gebr. Schmidt aus Ohle, die 1812 mit Kaiser Napoleon nach Russland zogen und die Heimat nicht wiedersahen, einen Ehrenplatz in unserer Kirche geben.

Die Renovierung 1914-1916
Das Presbyterium bestimmte als Bauleiter den Architekten für Kirchenbauten Hoffmann aus Gießen. Als örtliche Bauleiter standen neben Amtsbaumeister Becker der Zimmermeister und Sägewerksbesitzer Karl Kaiser aus Plettenberg zur Verfügung. Die Firma Carl Loos, Plettenberg, übernahm die Maurerarbeiten.

Zunächst wurde der Außenputz entfernt. Die Steinfugen mussten mit Zement aushefugt werden - eine langwierige Arbeit. Beim Bau der Kirche und besonders beim Bau des Turmes waren viele kleine Steine, die zum Teil dem Flußbett der Lenne entstammten, verwandt worden. An der Westseite der Kirche musste ein Raum für die Orgel und ein überdachter Raum für den Aufgang zur Empore geschaffen werden. Darunter fand die neue Dampfheizung ihren Platz. Leider versäumte man von der Westseite mit dem historischen Fenster ein Bild zu machen, an dem man noch deutlich die Spuren der Verbindung zur Burg "der Ritter von Ohle" sehen konnte.

Die großen Grabsteinplatten mit den Namen der Ohler adligen Häuser ersetzte man durch Sandsteine. Die Grabsteine wurden an der Außenwand links neben der Eingangstür angebracht, woselbst sie heute noch zu sehen sind.
Das gesamte Kirchengestühl wurde von der Fa. Peter Kaiser hergestellt und dunkel gebeizt, aber ohne die Namen der jeweiligen Standbesitzer. Die vor der "großen Libberigge" unschöne Galerie entfernte man. Es kam dadurch die ursprüngliche schöne Front der Galerie zum Vorschein mit dem Bibelwort in griechischer Sprache. Die kleine Libberigge, Stand des Hauses Grimminghausen, entfernte man gänzlich.

Drei neue Fenster erhielt die Kirche, zunächst das eine, welches in schönen Worten von dem Umbau der Kirche berichtet, dann das Fenster des Hlg. Martin im Ziarwseck und gegenüber an der Nordseite das Wappenfenster mit den Wappen der adeligen Häuser von Ohle, unter anderem die Jakobsmuschel des Ritters von Ohle.

Beim Entfernen des Innenputzes kamen die alten Freskogemälde zum Vorschein. Im Altarraum sah man die Sinnbilder der vier Evangelisten und den Weltheiland Christus. Die zwölf Apostel, von denen Wilhelm Rötelmann noch um das Jahr 1840 berichtet, fand man jedoch nicht. Der Altar und das Reiterstandbild des Hlg. Martin wurden in bunten Farben restauriert. An den beiden Pfeilern, die das Kirchenschiff tragen, sah man in Höhe der großen Empore rechts einen Hirschkopf, der mit der Zunge nach Wasser leckt und links eine Teufelsfratze. Im Gewölbe sah man neben schönen Friesen den Lebensbaum und den Fischreiher. Im Chorgwölbe aber das Lamm mit einer schwarz-weiß-roten Fahne.

Die Orgel war nach der Renovierung in Weiß gehalten. Sie wurde vollkommen erneuert und das Gebläse elektrisch betrieben. Selbstverständlich erhielt die Kirche eine elektrische Beleuchtung. Erwähnen möchte ich noch, dass damals von der letzten deutschen Kaiserin, Auguste Viktoria, eine Altarbibel gestiftet wurde. Eine entsprechende Widmung auf der ersten Seite der Bibel berichtet davon.

In den beiden ersten Jahren des großen Krieges, als unser tausendjähriges Gotteshaus renoviert wurde, erneuerte man auch in Berlin die Schloßkapelle. Inzwischen sind fünfzig Jahre ins Land gegangen. Heute ist wiederum eine Erneuerung der Ohlöer Kirche notwendig geworden. Ich bin überzeugt, dass dieses nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und mit modernsten technischen Mitteln geschehen wird.

Wilhelm Rötelmann und P. D. Frommann berichten von Um- und Anbauten der Ohler Kirche.
1556 Die Sakristei ist von Meister Hahns dem Koster angebaut.
1720 Die Ohler Kirche erhielt einen neuen Altar.
1751 Der Turm wurde um ein Stockwerk erhöht und der Helm in seiner jetzigen Form einer achtseitigen regelmäßigen Pyramide darauf gesetzt.
1750 eine neue Turmuhr. Die Uhrglocke stammte aus dem Jahre 1563.
1768 geschah die Erbauung der Orgel durch Klein in Eckenhagen für 300 Taler.
1860/61 Anstrich der Holzteile, neue Sandsteinplatten und neue Fenster.
1882 Kirche, Chor und Sakristei werden instandgesetzt.


Quelle: Verzeichnis der Kirchensitze 1724, Kirchenarchiv Ohle, Sig. 1.12.1
übertragen durch Martin Zimmer, 20.Mai 1989, Transskription zeilenweise entspr. dem Original

Die Kirchensitze im Jahre 1724

Vor Servaty Altar
sein 5 Bänke für Mans Personen
In die erste Bank gehören
Jacob Möllers Schmidt zu Teindeln
Kellermann ist einer übrig so
Volmerßmann angewiesen worden.
In die zweyte Bank gehören
Schneyders Wilhelm auf dem Hofe
Ebberg ist einer übrig so Suer zu Ohle
angewiesen worden.
In die dritte Bank gehören
Vorrath Obermann sein zwey übrig
so Voß und Jostmann zu Ohle angewiesen worden.
In die vierte Bank gehören
Paulmann der Oberste zu Elhausen
sein zwey übrig so dem Selter und Schmidt zu Teindeln (?)
angewiesen worden.
In die fünfte Bank gehören
Becker der Niederste zu Elhausen Biermann W....(?) Voß
In die sechste Bank worin
nur 2 sitzen können gehören
Dickehage und ter Winterhof.
Vor dem Predigtstuhl sein zwey Bänke
für Mannspersonen in einen jeden gehören 5 Personen.
In die Erste der Niederste und oberste zu Erkelzen
sein 2 übrig so Mertens vulgo Werdes gewiesen worden.
In die zweyte gehören
Dunker Hügel auf der Höh sein 2 übrig
so Middeldorf unter dem Köster angewiesen worden
Unter diesen 2 Bänken ist der Stuhl für Grimminghausen
Vor dem Hohen Altar ist der Stuhl für
Die Herrschaft zu Brüninghausen
unter diesen 2 Stühle für Knechte und Mägde
zu gemeldetem Hause gehörig
Dann rechts ein Stuhl für den Herren Pastor
Vor Servaty Altar
sein 7 Bänke für Weibspersonen
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