Quelle: Süderländer Tageblatt vom 01.12.1952

Zum Richtfest der neuen Wasserversorgungsanlage Jeutmecke
Interessantes über Ohles neue Wasserleitung
Vorbildliche Lösung eines dringenden Problems - Die neue moderne Wasserversorgungsanlage wird auch bei einem weiteren Wachstum des Stadtteils Ohle noch für viel Jahrzehnte ausreichen- Allerhand interessante Einzelheiten

Plettenberg-Ohle Wir berichteten bereits in der letzten Nummer von der offiziellen Übergabe der neuen Wassergewinnungsanlage mit Hochbehälter im Jeutmecketal bei Ohle. Im Zusammenhang mit diesem Ereignis dürften weitere Einzelheiten über die neue und in mancher Hinsicht vorbildliche Ohler Wassergewinnungsanlage von allgemeinen Interesse sein. (D. Red.)

Ohles neue Wassergewinnungsanlage
liegt links von der Straße Ohle - Selscheid im Jeutmecketal, etwa 500 Meter oberhalb des großen Steinbruchs an der Straße. Der Bach ist hier an einer Stelle in einer Tiefe von 1,60 Meter und einer Breite von 1,50 Meter ausgehoben. In den wiederaufgefüllten Kies sind halbgeschlitzte, 10 Meter lange Tonrohre eingelegt. Zum Stau des Wassers sind 5 Meter hintereinander zwei Staumauern gebaut. Der aufgefüllte grobe Kies ist als Abschluss mit Bruchsteinen abgepflastert.

Das Wasser läuft also vom Jeutmeckebach über die Bruchsteine zunächst durch ein Kiesfilter und wird dabei gegen grobe Verunreinigungen des Wassers gereinigt. Durch die Rohre wird das Wasser zu dem etwa 80 Meter unterhalb liegenden Sammelbecken geführt, dass ein Fassungsvermögen von etwa 8 Kubikmeter hat. In dem Sammelbecken ist ein Überlauf angebracht, so dass das nicht benötigte Wasser schon hier wieder dem Jeutmecke-Bach zugeleitet wird.

Schnellfilteranlage und Reinwasserkammer
Hier wird das Wasser von oben durch eine sehr feinkörnige Filtermasse (Magnomasse) durchgeleitet, dabei setzen sich oben auf der Filtermasse feine Schmutzteilchen ab. Gleichzeitig wird von der Magnomasse die in dem Wasser enthaltene aggressive Kohlensäure absorbiert und damit die Aggressivität des Wasser an den Gußrohren abgehoben. Nach dem durchgeführten Filtervorgang kommt das Wasser in eine Reinwasserkammer, von der es in einer ebenfalls 100 Millimeter weiten Leitung zu dem Hochbehälter weitergeleitet wird. - Übrigens muss eine regelmäßige Reinigung der Filtermasse von den abgesetzten Verunreinigungen erfolgen, die dadurch recht einfach ist, dass durch Umschalten von Schiebern das Wasser zeitweise den umgekehrten Weg nehmen kann und dann beim Zurücklaufen aus dem Sammelbrunnen durch die Filteröffnungen zusammen mit den abgespülten Schmutzteilchen in den Jeutmeckebach geleitet wird.

Der Hochbehälter
an der Straße Ohle - Selscheid in Höhe des Gutes Jeutmecke besteht aus zwei kreisrunden Stahlbetonbehältern mit vorgesetzter Schieberkammer. Bei einem Durchmesser von 7,50 Meter und einer Höhe von 3,20 Meter haben die beiden Behälter ein Fassungsvermögen von zusammen 250 Kubikmeter (gegenüber einem Fassungsvermögen des Hochbehälters in der Olmecke von 150 Kubikmeter). In diesem 260 Kubikmetern ist eine Brandreserve von 72 Kubikmetern enthalten, die durch Umstellen eines auffallend rot gestrichenen Schiebers im Brandfalle zusätzlich dem Rohrnetz beigegeben werden kann. Im Hochbehälter ist in der Entnahmeleitung eine Chloranlage eingebaut, damit das Wasser auch bakteriologisch einwandfrei in das Ortsnetz kommt.

Dieser Hochbehälter liegt nun aber höher als der alte Hochbehälter in der Olmecke. Da die Ohler Wasserleitung aber von beiden Hochbehältern versorgt wird, müssen gleiche Druckverhältnisse geschaffen werden, da das Wasser sonst in dem tiefer gelegenen Hochbehälter überlaufen würde. Aus diesem Grund ist 740 Meter unterhalb des Hochbehälters genau in der gleichen Höhe wie der Olmecker Hochbehälter (277,00 Meter N.N.)
ein Druck-Reduzier-Behälter
gebaut. In den ersten Plänen für die neue Wassergewinnungsanlage war vorgesehen, den Hochbehälter genau an diese Stelle zu bauen, dadurch hätte sich dann der Bau einer Druck-Reduzier-Anlage einsparen lassen können. Da aber die jetzigen Ackerflächen an der Burg als Siedlungsgelände vorgesehen sind, musste der Hochbehälter entsprechend höher liegen, um in diesem Siedlungsgelände den nötigen Wasserdruck zu haben.

Die neue Rohrleitung fährt mit einer lichten Weite von 150 Millimeter vom Hochbehälter bis zur Abzweigung an der Wendeplatte. Von hier führt eine 100 Millimeter weite Abzweigung zur Papenkuhle und ein kurzes Stück (125 Millimeter Weite) bis zu dem Anschluss an die alte Rohrleitung bei dem Haus Brenscheid im Gringel. Die Weiten der Rohrleitungen sind so bemessen, dass die Rohre bei einer Versorgung der Ortschaft Ohle erst in 30 Jahren - bei gleichbleibendem Bevölkerungszuwachs - voll ausgelastet sein werden.

Spricht so das Werk in seinen technichen Einzelheiten für sich selbst, so vereinte im Anschluss an die Begehung am Freitag ein
Richtfest
im Saal Kiy alle diejenigen, die planend, unterstützend und Hand anlegend dieses Werk gestalteten und zum guten Abschluss brachten. Der Verbandsvorsteher des Wasserbeschaffungsverbandes, der vor wenigen Tagen auch als Bezirksvorsteher gewählte Herr Ewald Baberg stellte in seinen Begrüßungsworten das Wort von Matthias Claudius aus seinem Vermächtnis an seinen Sohn heraus: "Und wenn du nichts hast, lieber Junge, so habe doch stets einen Trunk klaren Wassers zur Hand". Diesen Trunk Wasser habe es auch in Ohle nicht immer gegeben. Nach diesem Neubau aber würden sich die mißlichen Verhältnisse in der Versorgung mit Wasser wie im Jahre 1947 in Ohle in absehbarer Zeit nicht wiederholen können.