Quelle: Westfälische Rundschau vom 25.02.2012

Hirtenböhl
Heldendenkmal fiel vor 60 Jahren


Das Heldendenkmal auf dem Hirtenböhl wurde am 16. Mai 1952 gesprengt. Rainer Mentzel aus Gummersbach fand Fotos davon im Nachlass seines Vaters.

Von Horst Hassel

Plettenberg. Als Rainer Mentzel jetzt eine alte Schublade seines Vaters aufräumte, fand er darin zahlreiche Fotos von der Sprengung eines ihm unbekannten Denkmals. Der Gummersbacher suchte im Internet nach Vergleichsaufnahmen und wurde im Plettenberg-Lexikon fündig: Es handelt sich um das „Heldendenkmal auf dem Hirtenböhl“ in Plettenberg.

Es war der 16. Mai 1952, als ein Sprengtrupp anrückte, um das 14 Meter hohe Denkmal auf der Spitze des Hirtenböhls zu sprengen und damit Platz zu schaffen für den Bau der Jugendherberge.
Erinnerung an im Krieg gefallene Plettenberger
Das Ehrenmal war vom Architekten Heinrich Stumpf aus Darmstadt entworfen und aus einer großen Anzahl von Entwürfen im Rahmen eines Wettbewerbs ausgewählt worden. Die Grundsteinlegung erfolgte am 24. Juni 1923, eingeweiht wurde das Denkmal am 26. September 1925. Das Ehrenmal sollte an die 217 Plettenberger erinnern, die nicht aus dem Ersten Weltkrieg zurückgekehrt waren.

Das achteckige Bauwerk aus heimischen Grauwackesteinen, dessen Säulen die Namen von Orten verlustreicher Schlachten trugen, mündete in einer Kuppel, die von innen das Himmelszelt darstellte, blau angemalt, mit zahlreichen Sternen versehen. In der Mitte des Bauwerks stand am Boden eine achteckige Stele mit Kreuz, an der Tafeln mit den Namen der Gefallenen angebracht waren.

Anfang der 1950er Jahre sollte der erste Jugendherbergs-Neubau nach dem Zweiten Weltkrieg in Plettenberg errichtet werden. „Zufällig“ ergab sich zu der Zeit, dass Baufachleute das Heldendenkmal auf dem Hirtenböhl untersuchten und feststellten: Es ist baufällig. In der Tat hatten sich an einer Stelle am Rande der Kuppel Steine gelöst, weil die Abdeckung gegen Wasser undicht geworden war. Eine Reparatur kam aus Kostengründen nicht infrage, also sollte es gesprengt werden.

Wie die jetzt aufgetauchten Fotos aus der Küchenschublade in Gummersbach belegen, muss die damit beauftragte Sprengmeistertruppe aus dem Bergischen gekommen sein. Am 16. Mai 1952 bohrte sie Löcher in mehrere Pfeiler – in der Annahme, nach der Sprengung der Pfeiler werde auch der Rest samt Kuppel zu Boden stürzen. Als sich der Rauch der Sprengung gelegt hatte, fehlte zwar die Hälfte der Säulen, der Rest des Denkmals aber stand noch unversehrt in voller Größe auf dem Hirtenböhl.

„Baufällig?“, fragten sich die Bürger, die die Sprengung verfolgt hatten. Einige Sprengversuche später blieb letztlich doch nur ein Haufen Grauwackesteine vom einstigen Heldendenkmal übrig. Aus mehr als 140 Entwürfen wurde anschließend der Jugendherbergsneubau (200 Betten) ausgewählt und am 29. November 1953 in Anwesenheit von Richard Schirrmann aus Altena, dem Begründer des Jugendherbergswerks, eingeweiht.


Quelle: Süderländer Tageblatt vom 28.12.2010


Federzeichnung erinnert an Ehrenmal auf dem Hirtenböhl

Bauwerk wurde am 16. Mai 1952 gesprengt. Gedenktafeln an Böhler Kirche

PLETTENBERG Johannes Frütel zeichnete als junger Mann dieses Bild des Ehrenmals auf dem Hirtenböhl mit einer Tusche-Feder. Viele ältere Plettenberger erinnern sich noch an das Ehrenmal, das einst auf dem Hirtenböhl stand - dort, wo später die Jugendherberge gebaut wurde. Jetzt ist eine alte Zeichnung des Bauwerks aufgetaucht.

Angefertigt hat die Federzeichnung Johannes Frütel. Als Jugendlicher hatte er sehr gerne gezeichnet. Wahrscheinlich im Jahr 1950 hat er das Denkmal mit Tusche verewigt - jetzt fand er das Bild durch Zufall wieder. Das Denkmal war damals schon baufällig. Aus Sicherheitsgründen wurde es erst eingezäunt und abgesperrt, dann am 16. Mai 1952 gesprengt. An seiner Stelle weihte man am 29. November 1953 die neu errichtete Jugendherberge auf dem Hirtenböhl ein, die allerdings im Jahr 1987 schon wieder geschlossen wurde.

In der Chronik der Stadt Plettenberg für das Jahr 1950 schrieb Heimatforscher Albrecht von Schwartzen: "Dem Ehrenmal auf dem Hirtenböhl, einem Wahrzeichen unserer Stadt, droht Gefahr. Nach einer kürzlich stattgefundenen Besichtigung durch Sachverständige soll eine Instandsetzung nicht mehr möglich sein.

Etwas unglückliche Konstruktion
Der schlechte bauliche Zustand war längst bekannt. Die wohl etwas unglücklich gewählte Konstruktion des Mals erfordert eine häufige Wartung, die jedoch im letzten Jahrzehnt versäumt wurde. Regen- und Schneewasser liefen von der Kugel infolge schadhafter Wasserableitung ins darunterliegende Mauerwerk und zerstörten seine Verbindung. Das Ehrenmal dürfte kaum noch zu retten sein. Für die Stadt Plettenberg ein bedauerlicher und zugleich beschämender Zustand insofern, als ihre frühere Verwaltung unbekümmert den rechtzeitig bekanntgewordenen Schäden gegenübergestanden hat. Für einen gänzlichen Neuaufbau fehlen die Mittel.

Der heikle Kostenpunkt ist wahrscheinlich auch der Grund dafür, daß nunmehr der in Plettenberg geplante Bau einer der größten deutschen Jugendburgen mit der Ehrenmalangelegenheit in einen Zusammenhang gebracht wird. Die Frage wurde aufgeworfen, inwieweit sich eine Jugendherberge anstelle des Ehrenmals mit Heldenverehrung verbinden lässt."

In dem Denkmal auf dem Hirtenböhl befand sich damals ein großer Gedenkstein, an dem Tafeln mit den Namen von 235 Plettenbergern befestigt waren, die im 1. Weltkrieg das Leben verloren hatten. Diese Gedenktafeln finden sich heute an der Böhler Kirche. gt



Quelle: Plettenberg-Lexikon

Ehrenmal auf dem Hirtenböhl; 26.09.1925 Einweihung des →Helden-Denkmales auf dem Hirtenböhl; das Ehrenmal wird am 16. Mai 1952 in mehreren Etappen gesprengt, um der geplanten Jugendherberge Platz zu machen;

Heldendenkmal auf dem Hirtenböhl; Grundsteinlegung war am 24. Juni 1923; zum Gedenken von 217 aus dem I. Weltkrieg nicht zurückgekehrte Plettenberger errichtet; 14 Meter hoch, achteckig mit Namenssäulen, die Kuppel himmelsähnlich in Blau mit Sternen bemalt, Material Grauwacke, Architekt war Heinrich Stumpf (Darmstadt); der Abriß Anfang der 50er Jahre wurde mit "Baufälligkeit" begründet, es mußte jedoch mehrfach gesprengt werden, ehe das Denkmal zusammenfiel; an der Stelle des Heldendenkmals entstand 1954 die Jugendherberge; die Gedenktafeln mit den Namen der Gefallenen wurden an der Böhler Kirche aufgestellt;




Lexikon für die Stadt Plettenberg, erstellt durch Horst Hassel,
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