Quelle: Westfälische Rundschau vom 25.02.2012
Hirtenböhl
Von Horst Hassel
Plettenberg. Als Rainer Mentzel jetzt eine alte Schublade seines Vaters
aufräumte, fand er darin zahlreiche Fotos von der Sprengung eines ihm unbekannten
Denkmals. Der Gummersbacher suchte im Internet nach Vergleichsaufnahmen und wurde
im Plettenberg-Lexikon fündig: Es handelt sich um das „Heldendenkmal auf dem
Hirtenböhl“ in Plettenberg.
Es war der 16. Mai 1952, als ein Sprengtrupp anrückte, um das 14 Meter hohe Denkmal
auf der Spitze des Hirtenböhls zu sprengen und damit Platz zu schaffen für den Bau
der Jugendherberge.
Das achteckige Bauwerk aus heimischen Grauwackesteinen, dessen Säulen die Namen von
Orten verlustreicher Schlachten trugen, mündete in einer Kuppel, die von innen das
Himmelszelt darstellte, blau angemalt, mit zahlreichen Sternen versehen. In der Mitte
des Bauwerks stand am Boden eine achteckige Stele mit Kreuz, an der Tafeln mit den
Namen der Gefallenen angebracht waren.
Anfang der 1950er Jahre sollte der erste Jugendherbergs-Neubau nach dem Zweiten Weltkrieg
in Plettenberg errichtet werden. „Zufällig“ ergab sich zu der Zeit, dass Baufachleute das
Heldendenkmal auf dem Hirtenböhl untersuchten und feststellten: Es ist baufällig. In der
Tat hatten sich an einer Stelle am Rande der Kuppel Steine gelöst, weil die Abdeckung
gegen Wasser undicht geworden war. Eine Reparatur kam aus Kostengründen nicht infrage,
also sollte es gesprengt werden.
Wie die jetzt aufgetauchten Fotos aus der Küchenschublade in Gummersbach belegen, muss
die damit beauftragte Sprengmeistertruppe aus dem Bergischen gekommen sein. Am 16. Mai
1952 bohrte sie Löcher in mehrere Pfeiler – in der Annahme, nach der Sprengung der
Pfeiler werde auch der Rest samt Kuppel zu Boden stürzen. Als sich der Rauch der Sprengung
gelegt hatte, fehlte zwar die Hälfte der Säulen, der Rest des Denkmals aber stand noch
unversehrt in voller Größe auf dem Hirtenböhl.
„Baufällig?“, fragten sich die Bürger, die die Sprengung verfolgt hatten. Einige
Sprengversuche später blieb letztlich doch nur ein Haufen Grauwackesteine vom einstigen
Heldendenkmal übrig. Aus mehr als 140 Entwürfen wurde anschließend der Jugendherbergsneubau
(200 Betten) ausgewählt und am 29. November 1953 in Anwesenheit von Richard Schirrmann aus
Altena, dem Begründer des Jugendherbergswerks, eingeweiht.
Quelle: Süderländer Tageblatt vom 28.12.2010
Federzeichnung erinnert an Ehrenmal auf dem Hirtenböhl
Bauwerk wurde am 16. Mai 1952 gesprengt. Gedenktafeln an Böhler Kirche
PLETTENBERG Johannes Frütel zeichnete als junger Mann dieses Bild des
Ehrenmals auf dem Hirtenböhl mit einer Tusche-Feder. Viele ältere Plettenberger
erinnern sich noch an das Ehrenmal, das einst auf dem Hirtenböhl stand - dort,
wo später die Jugendherberge gebaut wurde. Jetzt ist eine alte Zeichnung des
Bauwerks aufgetaucht.
Angefertigt hat die Federzeichnung Johannes Frütel. Als Jugendlicher hatte er
sehr gerne gezeichnet. Wahrscheinlich im Jahr 1950 hat er das Denkmal mit
Tusche verewigt - jetzt fand er das Bild durch Zufall wieder.
Das Denkmal war damals schon baufällig. Aus Sicherheitsgründen wurde es erst
eingezäunt und abgesperrt, dann am 16. Mai 1952 gesprengt. An seiner Stelle
weihte man am 29. November 1953 die neu errichtete Jugendherberge auf dem
Hirtenböhl ein, die allerdings im Jahr 1987 schon wieder geschlossen wurde.
In der Chronik der Stadt Plettenberg für das Jahr 1950 schrieb Heimatforscher
Albrecht von Schwartzen: "Dem Ehrenmal auf dem Hirtenböhl, einem Wahrzeichen
unserer Stadt, droht Gefahr. Nach einer kürzlich stattgefundenen Besichtigung
durch Sachverständige soll eine Instandsetzung nicht mehr möglich sein.
Etwas unglückliche Konstruktion
Der heikle Kostenpunkt ist wahrscheinlich auch der Grund dafür, daß nunmehr der
in Plettenberg geplante Bau einer der größten deutschen Jugendburgen mit der
Ehrenmalangelegenheit in einen Zusammenhang gebracht wird. Die Frage wurde
aufgeworfen, inwieweit sich eine Jugendherberge anstelle des Ehrenmals mit
Heldenverehrung verbinden lässt."
In dem Denkmal auf dem Hirtenböhl befand sich damals ein großer Gedenkstein,
an dem Tafeln mit den Namen von 235 Plettenbergern befestigt waren, die im
1. Weltkrieg das Leben verloren hatten. Diese Gedenktafeln finden sich heute
an der Böhler Kirche. gt
Quelle: Plettenberg-Lexikon
Ehrenmal auf dem Hirtenböhl; 26.09.1925 Einweihung des →Helden-Denkmales auf dem Hirtenböhl; das Ehrenmal wird am 16. Mai 1952 in mehreren Etappen gesprengt, um der geplanten Jugendherberge Platz zu machen;
Heldendenkmal auf dem Hirtenböhl; Grundsteinlegung war am 24. Juni 1923; zum Gedenken von 217 aus dem I. Weltkrieg nicht zurückgekehrte Plettenberger errichtet; 14 Meter hoch, achteckig mit Namenssäulen, die Kuppel himmelsähnlich in Blau mit Sternen bemalt, Material Grauwacke, Architekt war Heinrich Stumpf (Darmstadt); der Abriß Anfang der 50er Jahre wurde mit "Baufälligkeit" begründet, es mußte jedoch mehrfach gesprengt werden, ehe das Denkmal zusammenfiel; an der Stelle des Heldendenkmals entstand 1954 die Jugendherberge; die Gedenktafeln mit den Namen der Gefallenen wurden an der Böhler Kirche aufgestellt;
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