Freimaurer !
Freimaurer
im Kreis Altena
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© Gerd W. Klaas
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
St. Johannis Loge
Mitglieder von 1913- 1935
Ständige Mitglieder
Räume der Loge: Tempel etc.
Vortrag des hammerführenden Meisters zur rituellen Arbeit
Aufnahme Ritual
Tugenden der Freimaurer
Zierarten der Loge
Arbeiten, Gehorchen, Schweigen
Nach der rituellen Arbeit
Angriffe gegen die Freimaurer
Beschwerde an Ministerpräsident Göring
Vorwort
Mein lieber Freund: Dieses Büchlein ist nicht für die Öffentlichkeit
bestimmt.Ich überreiche es Dir zu treuen Händen.
In Plettenberg wie in anderen Orten hält sich hartnäckig das
Gerücht, daß einige Logenbrüder eine schwarze Kugel zugesandt
bekamen weil Sie sich einiger Verfehlungen haben zu schulden kommen lassen.
Der Freitod der lieben dahin- geschiedenen Brüder ist zwar eine Tatsache,
die aber überhaupt nichts mit der St. Johannisloge "Zur Burg am rauhen
Stein" zu tun hat.
Im übrigen werde ich im weiteren Verlauf meiner Ausführungen darauf
eingehen, warum die Brüder zum Schweigen verpflichtet werden. Der
Abschiedsgruß des hammerführenden Meisters wurde deshalb
geschrieben, um die Geschichte der Freimaurer zu erhalten. Die St.
Johannisloge wurde am 4. Juli 1934, ebenso wie die Logen in Gummersbach,
Hagen und Lüdenscheid im Auftrag der Geheimen Staatspolizei
beschlagnahmt. Inzwischen hat aber der Ministerpräsident, General
Hermann Göring, den drei altpreußischen Großlogen die
Auflösung nahegelegt. Der letzte Landesgroßmeister und
Ordenskanzler löste am 14. Juli 1935 die große Landesloge der
Freimaurer von Deutschland freiwillig auf.
Nachdem sich die Logen aufgelöst hatten wurde durch Verfügung der Geheimen Staatspolizei vom 12.10.1935 die Beschlagnahme der Loge wieder aufgehoben.
Dem Leser fällt es heute allerdings schwer, die Gedanken der Freimaure vor mehr als fünfzig Jahre später nachzuvollziehen. Durch die gesamte Abhandlung bin ich zu der Meinung gelangt, daß ein Teil der preußischen Freimaurer, die damalige Elite,die Saat dazu legten, daß der Reichskanzler A. Hitler an die Macht kam der dann Deutschland und weite Teile der Welt in das Verderben führte. Auch die Geisteshaltung " am deutschen Wesen soll die Welt genesen" und rassistisches Gedankengut hatte bei einem Teil der Freimaurern zur damaliger Zeit Konjunktur. Der geschichtlichen Auseinandersetzung sollten sich die Freimaurer stellen!
St. Johannisloge
Wenn ich als letzter hammerführender Meister der ehemaligen St.
Johannis-Loge "Zur Burg am rauhen Stein" zu Altena i. W. Dir mit einem
Abschiedsgruß einen kurzen überblick über die Geschichte
Deiner ehemaligen Loge sende, so liegt es durchaus nicht in meiner Absicht
- das betone ich ausdrücklich - , Dahingegangenes wieder zu beleben.
Auch kann und will ich Dir nichts Neues erzählen. Nicht einmal auf
stilistische Vollkommenheit erheben die nachfolgenden Ausführungen Anspruch. Und dennoch sind diese Zeilen nicht ausschließlich für Dich bestimmt! Vielmehr sollen sie (--Verbleiben in Deiner Familie --) Deiner Gattin, Deinen Kindern, Deiner Sippe, Deinem engsten Freundeskreise, kurz, solchenDir nahestehenden Menschen, denen Du durch Deines" Lebens ernstes Führen" besonders verpflichtet bist, in späteren Tagen ein Bild davon geben, wie Du Dich einst gemüht hast im ernsten Streben nach dem Edlen, Wahren und Schönen, - wie Du - gleich unsern großen Brüdern in der altpreußischen Freimauerei, den Helden des Geistes und des Schwertes, die vor mehr als 120 Jahren Deutschland von der korsischen Fremdherrschaft befreit haben, - mit uns einst gewesen bist in der glühenden Liebe zu unserem heiligen Vaterland.
Die St. Johannis-Loge "Zur Burg am rauhen Stein" in Altena i.W. wurde als Tochterloge der großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland, deutsch-christlichen Ordens, in Berlin, einer der drei altpreußischen Großlogen, am 14. Dezember 1913 gegründet. An diesem Tage fand die feierliche Lichteinbringung durch den damaligen höchstleuchtenden Landesgroßmeister Dr. phil Burggrafen und Grafen Stanislaus von Dohna-Schlodien, Rechtsritter des Johanniter Ordens statt.
Mitglieder von 1913-1935
Während der ganzen Zeit ihres Bestehens von 1913 bis 1935 gehörten
der Loge folgende Mitglieder an:
1. Abel, Friedrich Wilhelm, Bürgermeister
2. Aller, Wilhelm, Kaufmann
3. Annemann, Wilhelm, Direktor
4. Arnoldi, Walter, Kaufmann
5. Aßmann, Walter, Dr. med.dent., Zahnarzt
6. Bauer, Edwin, Kreisoberinspektor
7. Becker, Alfred, Fabrikbesitzer
8. Berkey, Robert, Kaufmann
9. Begemann, Theodor, Oberlehrer
10. Bierbaum, Adolf, Kreisschulrat, R, B,
11. Bolle, Hermann, Stadtbaurat, R, S,
12. Bostelmann, Rudolf, Hauptmann a.D., st.Z.
13. Brands, Eugen, Architekt
14. Brinkmann, Karl, Fabrikbesitzer
15. Buschmann, Wilhelm, Fabrikant
16. Daniels, Ernst, Privatsekretär
17. Deidert, Rudolf, Studienrat, R.,
18. Dickten, August, Prokurist
19. Ebbinghaus, Heinrich, Dr. med., Chefarzt, A., abg. Lm.,
20. Eick, Friedrich, Kaufmann
21. Fernholz, Emil, Telegraphen-Inspektor
22. Fiebbe, Hermann, Studienrat, B.,
23. Gerlach, Friedrich, Fabrikbesitzer, st.Z.,
24. Gerlach, Karl, Oberregierungsrat
25. Glenzer, Hermann, Kaufmann
26. Graumann, Karl, Rechtsanwalt u. Notar, Lm., Am.,
27. Günther, Otto, Ober-Ingenieur
28. Harnisch, Albert, Zahnarzt, st.A.,
29. Hechtenberg, Adolf, Bauunternehmer, Stadtrat, A. abg. Lm.,
30. Heuser, Friedrich Wilhelm, Prokurist,
31. Jürgens, Wilhelm, Fabrikbesitzer, A.,
32. Kaiser, Karl, Oberzollinspektor,
33. Kirchhoff, Peterheinz, Fabrikbesitzer,
34. Kirchhoff, Fritz, Bürgermeister,
35. Kirchhoff, Paul, Dr. phil., Studiendirektor, st. R.,
36. Kluge, Max, Fabrikdirektor, Z., A.,
37. Köhler, Rudolf, Bürgermeister,
38. Ley, Walter, Bankdirektor, S.,
39. Lüke, Heinrich, Architekt,
40. Matte, Rudolf, Reg.-Landmesser,
41. Merke, Georg, Hauptlehrer,
42. Meyer, Ernst, Oberrentmeister, B.R.S., abg. Lm.,
43. Pape, Karl, Apotheker,
44. Pfeiffer, Heinrich, Fabrikdirektor,
45. Pottkämper, Hugo, Brauereibesitzer,
46. Prang, Hermann, Fabrikdirektor
47. Prein, Rudolf, Dr. phil. Apothekenb., R., abg. Lm. U. Lm.,
48. Quincke, Eduard, Fabrikant, Sch.,
49. Reinländer, Karl, Fabrikbesitzer, A., abg. Lm.,
50. Reinländer, Otto, Kaufmann,
51. Rempel, Hans, Fabrikbesitzer, st. A.,
52. Rieth, Emil, Katasterdirektor, S.,
53. Sachs, Leo, Dr. jur., Syndikus, st. S.
54. Scheele, Wilhelm Fabrikdirektor, Sch.,
55. Schiffer, Adolf, Fabrikant, st. Z.,
56. Schlotte, Ernst, Reichsbankdirektor,
57. Schnur, August, Rektor, abg. Lm.,
58. Schröder, Gustav, Studienrat, Sch.,
59. Severing, Gustav, Walzer,
60. Stahl, Rudolf, Fabrikmeister,
61. Trurnit, Fritz, Fabrikbesitzer,
62. Trurnit, Peter, Kaufmann, st. S., st. A.,
63. Vorwerk, Wilhelm, Kreissekretär, S.,
64. Watermann, Gustav, Bürgermeister,
65. Wiethüchter, Eduard, Fabrikbesitzer, Sch., st. A.,
66. Winter, Otto, Fabrikbesitzer, Z.,
67. Wogt, Karl, Dr. jur., Amtmann,
68. Wönkhaus, Hans, Fabrikbesitzer,
69. Zimmermann, Wilhelm, Postdirektor,
70. Zinkernagel, Otto, Prokurist, B., st. S.,
Zeichenerklärung.
A= Ausseher, Am= Altmeister, B= Bibliothekar, Lm. Vorsitzender (hammerführender) Logenmeister, abg. Lm., abgeordneter Logenmeister, R= Redner, S.= Sekretär, Sch.= Schatzmeister, st.= stellvertretender, Z.= Zeremonienmeister.
Ständige Mitglieder
Als ständig besuchende Mitglieder verkehrten bei uns:
1. Bellingrath, Christian, Apotheker,
2. Beume, Eduard, Fabrikdirektor,
3. Braun, Adolf, Regierungsrat
4. Dunker, August, Betriebschef,
5. Graewe, Wilhelm, Fabrikdirektor,
6. Grotensohn, Ludwig, Bücherrevisor,
7. Hasenclever-Goldenberg, Carl, Fabrikbesitzer,
8. Herbold, Wilhelm, Eisenbahnrat,
9. Klincke, Ernst, Fabrikbesitzer,
10. Knappe, Wilhelm, Zollinspektor,
11. Kötter, Adolf, Fabrikdirektor,
12. Lauber, Karl, Oberregierungsrat,
13. Mannigel, Gerhard, Dipl.-Ingenieur,
14. Meyer, Wilhelm, Synd.-Direktor
15. Pouplier, Fritz, Kaufmann,
16. Reininghaus, Paul, Kaufmann,
17. Selter, Ludwig, Kaufmann,
18. Susewindt, Fritz, Ingenieur,
19. Vedder, Friedrich, Ingenieur,
20. Wellershaus, Oskar, Kaufmann,
21. Zöllner, Hans, Dipl.-Ingenieur
Die Loge wurde geleitet von 1913 - 1928 von Justizrat Carl Graumann, von 1928 - 1935 von Apothekenbesitzer Dr. phil. Rudolf Plein.
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Räume der Loge
Die Räume der Loge, Tempel, Gesellschaftsraum und die erforderlichen Nebenräume, befanden sich von der Gründung bis zur Auflösung in dem Gasthaus „Märkischer Hof" in Altena. Hier fand im Tempel in der Regel jeden Monat eine rituelle Arbeit statt. Während ihrer Dauer lag auf dem Altar unter dem blanken Schwert die Bibel, aufgeschlagen bei dem Johannes Evangelium, Kapitel 1:
1. Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.
2. Dasselbige war im Anfang bei Gott
3. Alles ist durch das Wort geworden, und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist.
4. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.
5. Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfaßt.
6. Es trat ein Mensch auf, der von Gott gesandt war; sein Name war Johannes.
7. Er kam als Zeuge um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen.
8. Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht.
9. Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt. usw.
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Die St. Johannisloge wurde nach dem Evangelisten Johannes benannt.
Hohe Feste
Diese rituellen Arbeiten, waren Arbeiten, die der Instruktion dienten, und Arbeiten, in denen die hohen Feste Stiftungsfest, Johannisfest, Schwesternfest, vaterländische Gedenktage, Trauerloge gefeiert wurden. Der Besuch der Arbeiten war durchweg gut. Nicht nur aus Altena, auch von nah und fern, vom Norden und Süden des Kreises, selbst von Attendorn und Olpe, aus den Tälern der Else und Bigge, eilten die Brüder zur Teilnahme herbei. Im Mittelpunkt der Arbeit, die stets nach altehrwürdigem, feierlichen Ritual eröffnet und geschlossen wurde, stand ein Vortrag des Redners, wenn nicht der hammerführende Meister das Wort ergriff. Ein solcher Vortrag der im Juni 1930 von dem vorsitzenden Meister gehalten wurde, wird aus der großen Zahl der Ansprachen nachstehend ungekürzt und wortgetreu nachgedruckt. (Das Original befindet sich im Gewahrsam des Geheimen Staatspolizeiamtes in Berlin).
Vortrag des hammerführenden Meisters zur rituellen Arbeit
am 21. Juni 1930
Wenn ich heute als Ihr hammerführender Meister selbst vor Sie hintrete, meine geliebten Brüder, um hier im Tempel einige Worte an Sie zu richten, so tue ich das aus mancherlei Gründen:
Zunächst möchte ich durch einen Vortrag über das Aufnahme-Ritual in erster Linie unsern neuen Lehrlingen in großen Zügen Grundlegendes sagen ¨ber den Zweck und die ziele unseres Ordens. Es sind Dinge, mit denen unsere älteren Brüder längst vertraut sind; aber da wir Freimaurer nie auslernen, immer Lehrlinge in der Königlichen Kunst bleiben, selbst wenn wir die höchsten Grade erreicht haben, so wird ein jeder von Ihnen gern und willig auf das hören was ich heute den Neulingen in der Königlichen Kunst erzählen möchte.
Ich will es aber gleich vorweg nehmen, daß ich durch die Stille des Tempels meinen Worten einen besonderen Ernst und Nachdruck verleihen möchte in der Hoffnung, daß das Wort, das hier gesprochen, nicht so leicht an den Ohren vorüberrauschen, sondern sicher seinen Weg finden wird zu Ihren Herzen; wenn wir Freimaurer, das deutsche Volk, die ganze abendländische Welt stehen in einer kritischen Zeit, in der wir Freimaurer vor allem uns auf uns selbst besinnen müssen, in der wir Heerschau halten müssen über die Kräfte, über die wir verfügen, einmal um feindliche Vorstöße in Ruhe und Gelassenheit abwehren zu können, dann aber auch, um den Weg zu finden, wie wir am besten unserem Vaterland dienen können.
Meine lieben Brüder Lehrlinge, der Tag der Aufnahme ist für jeden Freimaurer unvergeßlich; selten hebt sich ein Ereignis aus der Vergangenheit so scharf und überragend ab wie dieses. Und das ist auch nicht verwunderlich; denn mit diesem Tage beginnt für den Menschen, der heiligen Ernstes und guten Willens in unsern Orden eintritt - und nur solche wollen wir haben -, ein ganz neues Leben. Dieser Tag ist so tief einschneidend in den bisherigen Lebensgang, daß wir, je weiter wir von ihm entfernt sind, jemehr er der Vergangenheit angehört, um so deutlicher erkennen, daß er ein „Stirb und Werde" in sich schließt, daß er eine geistige Wiedergeburt für uns bedeutet.
Es kann natürlich nicht meine Absicht sein, Ihnen in der kurzen Spanne Zeit, die mir zur Verfügung steht, ein auch nur einigermaßen erschöpfendes Bild über die feierliche und tieferschütternde Handlung der Aufnahme und die gesamte Bedeutung der damit verbundenen Symbolik zu geben. Damit wäre der Stoff schon in seiner Mass zu überwältigend und seine Bedeutung und Ausdeutung für das Erfassen viel zu groß. So will ich den in ganz kurzen Zügen zunächst noch einmal das Bild Ihrer Aufnahme vor unsern Augen erstehen lassen und die Gebräuche und Symbole, die uns gerade jetzt besonders bedeutungsvoll erscheinen, einer Betrachtung unterwerfen.
Aufnahme-Ritual
Nach Ihrer Ankunft hier im Logenhaus wurden Sie in die dunkle Kammer geleitet. Ihr Freund und Pate, der Ihnen den Weg hierher gewiesen, hatte Sie verlassen.
Dieser Aufenthalt in dem düsteren, lichtlosen Raum, ganz allein, abgeschieden von der Welt, in der Sie bisher gelebt, gestrebt und gelitten hatten, aber noch im ungewissen über das, was Ihnen bevorstehen möchte, ist ein Übergangsstadium zu etwas Neuem, Unbekannten. Die eindringlichen Ansprachen nach Ermahnungen des einführenden Bruders versetzen Sie in eine ernste nachdenkliche Stimmung, richten Ihre Gedanken ganz auf Ihr Innere. Des Schmucke äußerer Schtze beraubt, ohne prunkvolle Kleidung gelangten Sie, nachdem Sie versichert hatten, daß Sie sich fürderhin der Führung des Ordens anvertrauen und seine Gesetze gehorchen wollten, tastend, unsicheren Schrittes nach mancherlei Umwegen an die Pforten des Tempels, die sich nach drei harten Schlägen Ihnen öffnete. Hilflos nackt (Symbolisch angedeutet: mit teilweise entblößtem Oberkörper, die Augen mit einer schwarzen Binde bedeckt.), des Augenlichtes beraubt, ohne Hab und Gut überschritten Sie die Schwelle des Logenraumes. Sie mögen sich den Eintritt in die Loge anders vorgestellt und zweifelnd sich gefragt haben, was das alles bedeuten solle. Aber das war Ihnen doch klar: Dieser Zustand in dem Sie sich jetzt befanden, steht draußen in der profanen Welt nicht in hohem Wert. An Menschen mit solch armseligen Aushängeschild geht man dort allzugern achtlos vorüber, dieser betonte Mangel an allen Äußerlichkeiten zwang Ihnen die Überzeugung auf: Der Orden will nicht den äußeren Menschen mit seinen Titeln, Würden und ererbten Namen, sondern die Bruderschaft, der Sie sich gläubigen Herzen anvertrauten, legt nur Wert auf den Menschen selbst mit seinem reinen, guten Willen und mit seinem edlen Zielstreben. Bei Ihr hat der Hirtenstab und der Bauernkittel denselben Wert wie Königsschmuck und Purpurmantel.
Hatten Sie bisher schon mancherlei Hindernisse und Beschwerden zu überwinden, so tritt Ihnen auch im weiteren Verlauf der Aufnahme immer wieder von neuem entgegen, wie ein roter Faden zieht es sich hindurch: Der Weg, den Sie beschritten haben, ist nicht leicht und mühelos. Er muß erkämpft, um das Vorwärtskommen muß ernstlich, mit voller Hingabe gerungen werden. Nur Beharrlichkeit und Mut, Aufopferung und Selbstüberwindung führen auf der Freimaurer-Bahn vorwärts und aufwärts. Das zeigen die Ansprachen des Meisters.... „darum muß ein Freimaurer Stärke besitzen, um Mühe und Beschwerden zu ertragen, er muß edelmütig auf Ruhe und Vergnügen verzichten können, wenn es dem Besten seiner Brüder und des Ordens gilt". Es erwartet Sie also nicht ein gemütliches Clubleben, wo Ihnen im friedlichen Behagen und süßen Nichtstun das Leben lieblich eingeht; es muß etwas ganz anderes sein! - Nur der Gedanke, daß Ihr Freund, der Sie bis hierher geleitet, dem Sie sich anvertraut, der sie in Ihrer Charakterveranlagung genau kannte und es doch gewiß mit Ihnen gut vorhatte, konnte Ihnen noch Stärke geben und die Überzeugung verleihen, daß der Weg auf den Sie gelangt, für Sie gemäß Ihrem inneren Wesen der richtige sein mußte.
Tugenden der Freimaurer
Demut im Glück, Standhaftigkeit im Leiden, Treue und Fleiß, Ehrfurcht vor dem Allmächtigen, daß sind der Tugenden einige, die von Ihnen verlangt werden.
Weiter geht der beschwerliche Pfad! Drei Reisen haben Sie zu machen als suchender, Anhaltender und Leidender, immer noch im Ungewissen über das endliche Ziel, nur geleitet von dem II. Aufseher, dem Gewissen, dessen Degenspitze mahnend und prüfend gegen die entblößte Brust gerichtet ist. Behutsam und vorsichtig decken (verbergen) dabei noch die Brüüder das Innere der Loge vor Ihnen, dem Fremden, noch nicht Bewährten.
Doch jetzt wird Ihnen aufmunternd zugerufen: Sie sind auf dem rechten Wege, Sie haben nach vielen Umwegen im dunklen Drange Ihres Herzens, dem Gewissen folgend, den rechten Weg gefunden. Noch im Westen stehend, draußen vor den Säulen des Tempels, werden Sie nun aufgefordert, mit den Füßen einen rechten Winkel zu bilden. Und dann überschreiten Sie, geführt von beiden Aufsehern der Loge, der Vernunft und dem Gewissen, - es hat sich als eine zweite Kraft, ein neuer Führer Ihnen zugesellt, - mit den drei merkwürdigen Schritten die Arbeitstafel zunächst nach Süden, dann nach Norden, um schließlich mit dem dritten Schritt vor den Altar im Osten zu gelangen.- Ja, meine Brüder, bei allem Streben, bei allen Wechselfällen des Lebens, ob sie weilen im warmen Süden unter der strahlenden Sonne des Glücks, oder ob ein herbes Geschick Sie nach dem nebligen, kalten Norden in des Unglücks tückische Nähe verschlägt, denken Sie bis an Ihr Lebensende, bis Sie eingehen in den ewigen Osten, an diese drei merkwürdigen Schritte. Immer sollen Ihre Handlungen wohlerwogen und rechtwinklig sein, beherrscht von der von Gott erleuchteten Vernunft, geleitet von der Stimme des Gewissens . Und ob sich der schillernde Bogen des Glücks über Sie spannt, ob Sie im Schatten des Unglücks, des Elends stehn, unbeirrt soll Ihr Schreiten sein:" Durch Tugend zum Licht!!
Die Handlung steigert sich weiter, bis Sie nach dem feierlichen Gelübde, das Sie zwischen Winkelmaß und Zirkel knieend vor Gott abgelegt, mit der Lichterteilung ihren Hhepunkt erreicht.
Die Binde ist gefallen: Sie erblicken die Loge, erleuchtet von den drei Lichtern der Weisheit, Stärke und Schönheit, sehen die Brüderschaft mit den auf Sie gezückten Schwerter, die zu Ihrer Verteidigung und zu Ihrem Schutz bestellt sind, die aber auch die Gewissensstrafe anzeigen sollen, wenn Sie je gegen Ihre Pflichten und Ihr feierliches Gelübde verstoßen sollten.
Noch immer Leidender, aber jetzt sehend, überschreiten Sie nun die Arbeitstafel mit Ihren Werkzeugen und Symbolen, die dort in scheinbarer Regellosigkeit dargestellt sind, und besiegeln Ihr Gelübde der Treue und Ergebenheit, indem Sie (symbolisch) Ihr Blut mit dem Blute der Brüder vermischen.
Nun damit sind Sie unser Bruder geworden! Diese trauliche Anrede klingt Ihnen fortan entgegen bei der Einkleidung, bei dem Empfang des weißen Schurzes, der Handschuhe und des höchsten Schmuckes, der unpolierten weißen Maurerkelle. Nun sind Sie meine Brüder, Freimaurer- Lehrlinge und Ritter und als solche Mitglieder eines altehrwürdigen Bundes, dessen Grundlage die stärkste und innigste Freundschaft ist und dem, wie Sie wissen, Könige, Fürsten und die edelsten deutschen Männer angehört haben.
Was aber will der Bund, was ist sein hohes Ziel, und wie trachtet er sein Ziel zu erreichen?
Trotz aller unserer irdischen Beschränkungen will der Orden uns führen zur wahren Glückseligkeit, von der unbedingten Naturgebundenheit zur inneren Freiheit des Christenmenschen im Luther´schen Sinn, „der ein freier Herr ist über alle Dinge und niemand untertan durch den Glauben; der aber ein dienstbarer Knecht aller Dinge ist und jedermann untertan durch die Liebe".
Wir sollen Herr werden über Triebe und Leidenschaften, damit wir einander dienen können in wahrer Bruderliebe. Bildung des Charakters, der Persönlichkeit durch bewußte Willensschulung und -lenkung, danach trachte der Orden nach den drei Prinzipien der Weisheit, Stärke und Schönheit. Er will uns erheben über das Flache des Alltags, er will unsere Seele groß und frei machen.
Meine lieben Brüder erst im Dunklen wandelnd, erkennen sie nach der Erteilung des Lichtes bald klar, das jeder Gegenstand, jedes Wort unseres Rituals, jede Handlung eine symbolische Bedeutung hat. Und Sie werden bald bemerken, durchaus nicht eine scharf umrissene, dogmatisch festgelegte, sondern wandelnd und bildsam, so viele Auslegungen und Umformungen zulassend, wie immer jeder einzige von uns in Freud und Leid und allen wechselnden Stimmungen des Lebens, des Gemütes nicht hineinzulegen, sondern aus Ihnen herauszuholen vermag. Es kommt also in unserm Orden nicht so sehr auf das Lernen und das daraus resoltierende Wissen an - obschon das garnicht zu entbehren ist - als vielmehr auf das selbstschöpferische Formen und Bilden. Darum bezeichnen wir auch unser Tun als Kunst; und da es sich hierbei um die vornehmste zu bearbeitende Materie, den Menschen, handelt, so nennen wir sie Königliche Kunst.
Ein solches ethisches Streben in der in einer Gemeinschaft setzt aber, wenn es mit Erfolg gekrönt sein soll, ein äußerst fein durchdachtes und nach sinnreichem Plan aufgebautes Erziehungssystem voraus. Und da bei einer solchen Schulung schwer faßbare, kaum in Worte zu kleidende abstrakte Begriffe nicht nur nicht zu umgehen sind, sondern naturnotwendig immer wieder in der Gedankenwelt eintreten, so bedienen wir uns der Symbolik und unsers herrlichen Rituals, um diesen Begriffen plastische Anschaulichkeit und die erforderliche Tiefe zu verleihen.
Werfen Sie nun einen Blick auf die Arbeitstafel, die unsere Welt, unser Leben veranschaulicht. Die scheinbare Regellosigkeit, das Chaos, entwirrt, formt sich unter unserm sichtenden, forschenden Blick zu einer vollkommenen Ordnung, zum Kosmos. Vom Westen nach Osten schreitend, sehen sie dort zunächst die drei
Zierarten der Loge:
1. den musivischen oder rautigen Fußboden,
2. den flammenden Stern undä
3. das mit Fransen verzierte Seil,
ferner je drei mal drei Sinnbilder, angeordnet zu einem Dreieck:
a.) die drei beweglichen Kleinodien: den Winkelhaken, die Wasserwaage, das Senkblei,
b.) die drei unbeweglichen Kleinodien: den unbehauenen oder rauhen Stein, den behauenen oder cubischen Stein und das Reißbrett,
c.) Die drei Werkzeuge: die Maurerkelle, den Hammer und den Zirkel,
und schließlich die vier Gleichnisse: die Sonne, den Mond, die beiden kupfernen Säulen am Eingang des Tempels. Alle 16 Sinnbilder sind eingeschlossen in einen schwarz und weiß gefelderten Rahmen mit den vier Himmelsrichtungen.
Es ist natürlich nicht denkbar, auf die Bedeutung all dieser Sinnbilder einzugehen. Nur auf ein Grundlegendes möchte ich hinweisen: Der rauhe Stein mit seinen Unebenheiten und Unvollkommenheiten, das sin Sie, das sind wir alle. Und unser Streben soll es sein, ihn durch wohlüberlegte, ernste Arbeit in den rechtwinklig behauenen Cubus zu veredeln, umzuformen. Nur in fester Geschlossenheit der oligarchisch geleiteten Bruderschaft und in inniger Verbundenheit mit dem Allmächtigen Baumeister aller Welten, wie sie das Vereinigungsband, dieses äußerst wichtige Symbol an der östlichsten Seite unseres Teppichs, darstellen will, kann und soll dieses Werk ausgeführt werden. Ohne das restlose Vertrauen der Bruderschaft, ohne strengste Unterwerfung unter die Ordensgesetze, ohne unerschütterlichen Glauben an den allgütigen und allweisen Weltenlenker sollen wir das Werk nicht beginnen, können wir es nie zu einem guten Ende führen.
Und das ist das Fundament, auf dem der ganze Bund ruht: Treue, Freundschaft, Glaube.
Als Sie noch als Suchender vor den Pforten des Tempels standen, da ertönten drei harte Schläge, die, wie Sie schon vernommen haben, durch unsere sonst stille Arbeit immer wieder hindurchhallen. Bittet, so wird Euch gegeben, suchet so werdet Ihr finden, klopfet an, so wird Euch aufgetan. Sie weisen aber auch gebieterisch auf Ihre Pflicht:
Arbeiten, gehorchen, schweigen!
Schon wenn sie sich einem Bruder hier in den Logenräumen oder draußen in der Welt nähern und Ihm freimaurisch brüderlich die Hand reichen, dann tun Sie es durch die uns heilige Zahl „3", und es soll geschehen mit dem Gedanken: Du, Bruder, laß mich nun Deine Bitte, die Du im Herzen trägst erkennen, tue Sie mir kund, so sei gewiß, freudig und gern will ich Dir geben, was ich kann, mit aller Bruderliebe. Suche bei mir, Du wirst gewiß eine gleichgesinnte Seele in mir finden; klopfe an, so will ich freudig dir mein Inneres erschließen. Wie ich Frohsinn und Freude mir Die teile, so will ich auch das Drückende und Qulende gemeinsam mit Dir tragen, will Dir Deine Bürde leicht machen, so gut ich das vermag.
Mein Bruder. An der Säule zur Linken trittst Du ein, Du stehst noch da draußen in der Welt mit ihrem durch den musiv. Fußboden dargestellten ewigen „Auf und Nieder, mit ihren ständigen Wechselfällen. Da leuchtet Dir das Lehrlingswort entgegen, „Jackin": mahnend: erkenne Dich selbst, aber auch aufrichtend: Gott hat mich geschaffen.
Nur die Erkenntnis, daß wir nicht vollkommen sind, gibt uns die wahre Bescheidenheit, ein rechter Bruder zu werden. Dabei ist unter Bescheidenheit ein Zweierlei zu verstehen; sie ist nach der ursprünglichen Bedeutung ein Bescheidwissen in den wichtigsten Lebensfragen, zum andern aber ein sich Bescheiden mit dem, was man hat. Wir sollen Bescheid wissen, sollen klaren Auges hineinschauen in die Welt und das Leben um uns, in die Menschen, vor allem aber in uns selbst. Durch dieses Bescheidwissen gelangen wir in das richtige Verhältnis zu unsern Mitmenschen, unsern Brüdern. Es macht uns duldsam, denn es lehrt uns, Rücksicht zu nehmen auf die gottgewollte Verschiedenartigkeit der Menschen: Wie es nicht zwei Blätter auf einem großen Baum gibt, die sich in äußerer und innerer Struktur vollkommen gleich sind, wie am Strande des Meeres nicht zwei Sandkörner die gleiche Größe und Form haben und in dem bunten Blumenteppich da draußen auf unsern Fluren trotz großer Ähnlichkeit kaum zwei Blüten zu finden sind, die vollkommen mit einander übereinstimmen, wieviel mehr trifft dies alles auf uns Menschen zu! Wir dürfen von unserm Bruder nicht immer gerade das erwarten, was wir nun gerade am liebsten haben möchten; ein jeder hat berechtigter Weise seine eigene Auffassung und Anschauung, und wir müssen uns mit Liebe und Nachsicht damit abfinden, daß ihre Willensrichtung und Betrachtungsweise in manchen oder gar vielen Punkten von der unserigen abweicht. Hüten wir uns deshalb ängstlich davor, Splitterrichter zu werde, der mit Vorliebe die Schwächen seiner Mitbrüder aufdeckt und bloßlegt. Unser großer Meister Jesus warnt eindringlich vor solchem „Heuchler"! Nein, wir wollen die guten Seiten des Bruders aufsuchen und uns an seiner Tugend freuen. Immer bedenke, daß die zersetzende und zerstörende Luft zur Splitterrichterei im gewissen Sinne argen sittlichen Mangel und geistige Inferiorität verrt; denn wer da weiß, was es heißt, an sich selber zu arbeiten, sich selbst zu überwinden, was für Mühe es kostet, auch nur einen einzigen Fehler, eine einzige Schattenseite des Charakters zu bekämpfen oder gar auszutilgen, der kann unmöglich noch Lust verspüren, die Schwächen des Bruders ins grelle Licht zu stellen und seine Tugenden darüber zu vergessen. Richtet nicht, damit Ihr nicht gerichtet werdet! Haben wir allerdings nach innersten Ermessen einen Fehler an unserm Bruder wahrgenommen, dann ist es auch unsere selbstverständliche Pflicht, uns mit brüderlichem feinen Takt um die Ausmerzung dieses Mangels zu bemühen.
Jakin, Gott hat mich geschaffen, ich bin des A. B. a. W. Kind, aus seiner Schöpferhand bin ich hervorgegangen. Ja, meine Brüder, wie stellen wir uns als moderne Menschen dazu? Wir sehen da draußen in der Welt vielfach die alten Altäre gestürzt und die Göttin der Vernunft auf den Thron erhoben. Wie stolz können wir doch sein auf all das Große und Herrliche, das wir auf allen Gebieten der Technik, der Forschung, des Wissens erreicht haben! Jahrhundert- jahrtausendalte Menschheitsträume, das Sehnen vieler Geschlechter ist in Erfüllung gegangen, und die gewagtesten Spekulationen, heute noch kühne Gebilde der Phantasie , wer weiß, ob sie nicht nach einer kurzen Spanne Zeit zur Wirklichkeit werden!? Rückschauend in die Geschichte unserer Erde, blätternd in den uralten Folianten, die in den steinernen Archiven der ragenden, schneebedeckten Berge wie auch in den dunklen Tiefen unserer Schächte wie von gigantischen Kräften sorgsam Formation auf Formation aufgeschichtet sind, vermag der Geologe mühelos, die einzelnen Entwicklungsperioden unseres rund 11/2 Milliarden Jahre alten Planeten zu enträtseln, der im großen All uns Menschen uns Menschen seit ungefähr einer Million Jahren als kleiner, winziger Tummelplatz angewiesen ist. Wir sehen fast ohne Unterbrechung die lückenlose Entwicklungsreihe alles Lebenden vom zierlichen Kieselgerüst der niedrigsten Organismen, der Protozoen und Radiolaren und anderer winziger Vorläufer der Flora und Fauna, über die üppige Vegetation und die ungeheuerliche Tierwelt der Kohlformation bis zur Gegenwart; wissen von den mehrfach sich wiederholenden Katastrophen der Eiszeiten, dem Versinken und Entstehen ganzer Erdteile.
Bei tausendfacher und noch stärkerer Vergrößerung erschließen sich dem Auge des Forschers fast Tag für Tag neue Wunder des Mikrokosmos, während der Astronom immer neue Welten im endlosen All entdeckt. Physik und Chemie wetteifern im kühnen Vorwärtsdringen. Raum und Zeit verlieren ihre Bedeutung von ehedem.
Ja, nur allein der Mensch
Vermag das Unmögliche
Er unterscheidet,
Wählet und richtet;
Er kann dem Augenblick
Dauer verleihn.
Aber: Nach ewigen ehernen
Großen Gesetzen
Müssen wir alle
Unseres Daseins
Kreise vollenden.
Mit männlicher Entsagung begehren wir nicht auf gegen die Erkenntnis eines Dubios Raymond: Ignoramus et ignorabimus. Die letzten Schleier werden wir nie heben! Und in Demut bekennen auch wir "Modernen" uns heute noch zu der Weisheit Freidanks, jenes klugen Spruchdichters aus der Hohenstauferzeit:
Das allerkleinste, das Gott schafft,
Ist mehr als alle Weltenkraft.
Den schwächsten Halm, den Gott erdacht,
Hat ihm noch keiner nachgemacht.
Kein Engel, Teufel und kein Mann
Auch nur ein Würmlein machen kann.
Meine lieben Brüder! Nicht auf einmal können Sie die Bedeutung all dieser symbolischen Handlungen erfassen, es wird Ihnen unmöglich sein, all das Große und Schöne in seiner tiefen Weisheit zu begreifen. Und ein Symbol, das Ihnen heute mit Ihrem gegenwärtigen wissen von der Königlichen Kunst dieses sagt, wird Ihnen mit gereifter Erkenntnis nach Jahr und Tag unendlich viel mehr erschließen und vermitteln. Sie haben als heranwachsende Menschen den Faust gelesen und glaubten ihn erschöpfend verstanden. Oder Sie haben sich allen Eifers befleißigt um den tiefen Sinn der Lehren des großen Meisters von Nazareth zu ergründen. Aber es ist doch so? Je tiefer Sie in den Sinn des Lebens eindringen, je abgeklärter Sie geworden, in demselben Maße ist die Bedeutung der darin enthaltenen Ewigkeitswerte gestiegen.- So ist es auch mit unserer Lehre.- Sie Lehrlinge, und wir alle bis bis ins höchste Alter sollen arbeiten, gehorchen, schweigen. Arbeiten an uns selbst, uns mühen um den köstlichen Inhalt, der gleich glänzenden Adern edlen Metalles in den tiefen Schächten der Königlichen Kunst verborgen ist. Wir sollen gehorchen den göttlichen Gesetzen des allweisen Weltenlenkers und sollen uns willig den Ordensgesetzen unterwerfen. Wir sollen schweigen vor der immer wachen Stimme des Gewissens, wenn Sie raunend und mahnend zu uns spricht.
Und wenn Ihnen, meine lieben Brüder Lehrlinge, etwas dunkel und unbegreiflich erscheint, dann nur nicht überklug mäkeln oder sogar voreilig ändern wollen an diesem altehrwürdigen und doch ewig jung Bleibenden, das uns älteren in der Königlichen Kunst so lieb, ja heilig geworden ist.
Wenn Schiller einmal sagt:
Nimm einen Ton aus einer Melodie,
Nimm eine Farbe aus dem Regenbogen,
Und, alles was Dir bleibt, ist nichts,
Solang das schöne All der Töne fehlt und Farben, -
so passen diese Worte trefflich auf die Lehren unserer Königlichen Kunst.
Lieber Bruder! Gedenke Deines Eides! Sei ein Freimaurer, nicht Logenbruder, sei ein Mitarbeiter, nicht Mitläufer. Du trittst ein in die stille des Tempels, fragst Dich ernstlich, ob Deine Loge recht und gehörig gedeckt ist?! Die Kerzen der Weisheit, Stärke, Schönheit brennen im ruhigen Glanze. Hast Du alles störende draußen gelassen? In Ordnung! Halte es eindringlich, gebieterisch, hart, Gehorsam verlangend. Bist Du in voller Harmonie mit Dir selbst und Deinem Gott? Ist es Dir gelungen, in Selbstzucht alles Häßliche und Kleinliche zu verbannen? Hast Du aus Deinem Gemüt alle Gedanken verscheucht, die auch nur im geringsten unfreundlich sind gegen irgend einer Deiner Brüder. Tatest Du es nicht, dann reiche ihm jetzt noch in Gedanken zur Versöhnung die Hand! Und wenn er Dir wehe getan hat, dann vergib Ihm noch jetzt. Denn der erste Aufseher verkündet Dir, daß es jetzt Mittag ist, und du weißt bald naht die Nachmittagsstunde, wo Deine Seele ausgebreitet nur für alles Schöne und Große empfänglich sein soll. Sorge dafür, daß die drei Lichter da auf den Säulen ruhig strahlen in der Stille des Tempels, daß kein häßlicher störender Luftstrom der Außenwelt das Licht zum unruhigen Flackern, Schwelen oder gar Verlöschen bringt. Du würdest dann die Werkzeuge nicht finden, die Du notwendig zur Arbeit brauchst, und im Dunklen tastend und strauchelnd, würdest du die Richtung verlieren, die dich führen soll von Westen nach Osten, dem Licht und der Wahrheit entgegen!
Deutsche Freimaurer sind sie geworden mit dem heiligen Streben, sich zu innerlich freien Menschen zu entwickeln. Ich versichere Ihnen, unsere Lehre ist durchdrungen, durchflutet von dem Licht des reinen, dogmenfreien Christentums, wie es unser Obermeister einst lehrte! Sein mutiges, überzeugungsvolles: Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Wort vergehen nicht- hat für uns unbestrittenen Ewigkeitswert. So sind wir hier in unserer Anschauung auch nicht dem Wandel der Zeit unterworfen. Wir stehen unter dem Gebot des kategorischen Imperativs, der von uns fordert: Tue, - das heißt, nicht nur denke oder gar träume, - sondern tue das vollkommenste in jeder Hinsicht, in jeder Lage für Dich, Deiner Mitwelt, dein Vaterland; das Vollkommenste, das durch Dich möglich ist. Das ist unser einfaches Sittengebot. Das ist die freie Einstellung in den Dienst des Guten in aller Schlichtheit und Selbstverständlichkeit.
Mit Nachdruck und allen Ernstes sei es an dieser Stelle betont. Wir deutschen Freimaurer haben nichts, garnichts gemein mit Logenverbänden irgendwelcher Länder, die im Kriege meuchlings über unser Volk hergefallen sind und deren grausamer Plan es war, uns mit den Mitteln der ganzen Welt, koste es, was es wolle, uns, das kräftig aufstrebende, vom eisernen Kanzler geeinigte Volk, wieder in die politische und wirtschaftliche Bedeutungslosigkeit früherer Jahrhunderte zurückzustoßen. Nein, vier Jahre lang haben wir uns gewehrt in einem heldenhaften, in der Menschheitsgeschichte , verzweifelten Ringen. Und dann nach dem Dolchstoß zwangen Sie uns, die wir fast verblutet, ausgezehrt, verhungert waren, unter scheinheiliger Gebrde jenen aus Kurzsichtigkeit, Habgier und schlotternder Angst geborenen Schandvertrag auf, der uns, unsere Kinder und Kindeskinder versklaven und unter ihr Joch zwingen sollte, unter das Joch unser deutsches Herrenvolk! Nein, wir treiben in der Loge keine Politik. Aber wir wissen, was wir als deutsche _Freimaurer unserm Vaterlande schuldig sind. Wir kennen die Geschichte und somit auch das Grundübel in dem Charakter
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