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Schreibmaschinenseiten des Protokolls des RA Dr. Schneider aus 1947, 1
handschriftliche Liste von Gräbern auf dem Soldatenfriedhof in der Senne
bei Paderborn, (von Frau Inge I., Plettenberg, dem Autor am 03.08.2006 zur
Verfügung gestellt - Kopie im Archiv HH) Plettenberger Volkssturmmänner
im Zusammengestellt
von Horst Hassel Nr.123 der Urkundenrolle für 1947 Herr Hessmer: Ich bin am 27.09.1905 geboren und war als
Rechnungsführer dem Freikorps Sauerland zugeteilt. Ende März erhielten wir
für die I. Kompanie in Lütgendortmund 175 Erkennungsmarken, welche
folgende Bezeichnung hatten: 39 XX III I Div und die laufenden Nummern 1
bis 175. Dieses Zeichen bedeutete: Gau 39 Bataillon XX.III, I. Kompanie,
DV Deutscher Volkssturm. Durch Krankheit, Dienstunfähigkeit und Abkommandierungen
schieden viele aus. Die neu Eintretenden erhielten ihre Nummern. Dadurch
wurde die genaue Nummerierung unterbrochen. Nummerierung gleich
Nummernfolge. Herr Werkmeister Wilhelm Schröder aus Weiße Ahe hat mir nun
folgende Liste zugesandt (Erkennungsmarken-Nummern):
Sämtliche Erkennungsmarken trugen außerdem folgende
Buchstaben und Ziffern: 39 XXIII 1 D.V. Sodann erklärt Herr Willy Müller: Am 9. April 1945 hatte mein Zug das Dorf Nord-Lünern bei
Unna besetzt, musste es aber räumen, weil die Amerikaner in starker
Übermacht immer näher rückten und uns mit schwerem MG-Feuer belegten. Ich
zog mich mit meinem ganzen Zug, der etwa 26 Mann stark war, aus dem Dorf
zurück und sammelte ihn hinter einer Hecke außerhalb des Dorfes. Ich gab
dann Befehl, zu einer etwa 800 Meter entfernten SS-Stellung zurück zu
sprengen, wobei teilweise ein Hohlweg benutzt wurde. Da ich den Weg zeigen
musste, sprang ich als erster vor und ließ dann die folgenden Männer an
mich herankommen. Unterwegs musste ich feststellen, dass die Verbindung
abriss. Inzwischen waren aber die feindlichen Panzer durchgebrochen und
belegten das ganze Gelände mit schwerem Feuer. Ich sah noch wie etwa 4
Mann über eine Höhe sprangen, konnte aber nicht erkennen, ob sie zu meiner
Kompanie gehörten. Wegen einer Bodenerhebung konnte ich von der neuen
Stellung aus nur die Dächer von Nord Lünern, nicht aber unseren
Sammelplatz sehen. Bei dem schweren Feuer und Motorengeräusch war auch
nichts zu verstehen. Um unsere Leute zu entlasten, wurde von den deutschen
Stellungen aus Feuer auf das inzwischen von den Amerikanern besetzte Dorf
Nord Lünern gelegt, doch hatte dies nur zur Folge, dass wir selbst schwer
mit Artillerie und Jagdbomberbeschuss belegt wurden, so dass wir, und
besonders die SS, noch Verluste hatten. Beim Bataillon bat ich, dass ich
mit einem stärkeren Trupp nach meinem restlichen Zuge suchen dürfte, doch
wurde das als aussichtslos abgelehnt. Gegen Abend flaute das Feuer ab. Auf die Frage, ob ich aus der Richtung meines Zuges MG-
oder Infantriefeuer gehört habe, kann ich nur erklären, dass überall
schwerer Feuerlärm war, so dass nichts Bestimmtes gehört werden konnte. Da
von meinem Zuge niemand mehr zurückkam, musste ich annehmen, dass alle
Mann gefallen oder gefangengenommen waren. Ich habe sonst nichts mehr von
den Vermissten gesehen oder gehört.
Nr.125 der Urkundenrolle für 1947 Die Aussagen des Herrn Hessmer und Müller sind mir
vorgelesen. Sie sind richtig. Ich selber gehörte dem I. Zug unter Führung
des Zugführers Müller an. Die 18 Mann des I. Zuges kannte ich teilweise
nur flüchtig und dem Namen nach. Die sechs nicht aus Plettenberg
stammenden Volkssturmmänner gehörten wohl dem II. Zug an und waren mir
nicht bekannt. Auf dem Wege zum Dorf führte mich der Unteroffizier durch
den Hohlweg, durch welchen der I. Zug sich hatte zurückziehen sollen. Ich
sah dort eine große Zahl von Volkssturmmännern auf dem Bauch liegen. Die
Zahl kann ich nicht genau angeben, weil ich mich in begreiflicher
Aufregung befand. Die größte Zahl lag ziemlich eng beieinander im Hohlweg.
Gesichter konnte ich im Vorübergehen nicht erkennen, weil alle auf dem
Bauch lagen. Die meisten schienen tot zu sein. Drei Verwundete stöhnten
aber noch. Ich habe dann gesehen wie mehrere Kanadische Unteroffiziere
sich unterhielten und sah dann, dass ein Unteroffizier mit einer
Maschinenpistole die Reihen entlang ging und alle diejenigen, die noch
stöhnten, mit der MP tötete. Ob er dies tat, weil er glaubte, sie könnten
doch nicht am Leben erhalten bleiben, weiß ich nicht. Wir bekamen dann leichtes deutsches Granatfeuer, so dass
sich die Kanadier hinlegten. Das Feuer hörte aber schon wieder auf und
mein Führer ging mit Kahlstadt und mir weiter und lieferte uns in einem
Haus ab, wo wir warten mussten, bis uns ein Lkw zu einer
Verwundeten-Sammelstelle brachte. Der Hohlweg konnte von der großen öffentlichen Straße aus
eingesehen werden. Ich bin der Ansicht, dass die Volkssturmmänner des
schweren Feuers wegen nicht weiter haben durchgehen können, dass sie von
der öffentlichen Straße aus gesehen worden sind und mit einer MG-Garbe
getötet bzw. verwundet worden sind. Ganz sicher ist, dass aus diesem
Hohlweg niemand lebendig entkommen ist. An dem Tod der in der Aussage
Hessmer aufgezählten Volkssturmmänner kann daher nicht der geringste
Zweifel bestehen.
Nachträglich erschien der Prokurist Karl Schmellenkamp
aus Plettenberg, Herscheider Str. 14a, geb. am 25.11.1897, und erklärt
nach Belehrung: Die Witwe Otto Birkenhoff aus Hüinghausen hatte beim
Roten Kreuz München nach dem Verbleib ihres Mannes geforscht und hatte aus
Washington/USA die Nachricht erhalten, ihr Mann sei unter Grab Nr. 33 in
der Senne bei Paderborn begraben. Daraufhin fuhr ich nach Paderborn und
erhielt von dem Lehrer Oelker in Senne I, welcher den Friedhof betreute,
folgenden Bescheid: Als ich nach Senne I fuhr, hatte ich die Erkennungsmarke
des Herrn Cronauge mit. Sie trägt die Nummern 175. Der noch anwesende Herr
Cronauge bestätigt, dass er erst nachträglich zur I. Kompanie gekommen
sei. Herr Schmellenkamp erklärt ferner: Nach meinen Ermittlungen steht
fest, dass die in Senne I beigesetzten deutschen Soldaten identisch sind
mit den als vermisst angeführten Volkssturmmännern.
Nr.136 der Urkundenrolle für 1947 Ich habe die eidesstattlichen Versicherungen der Herren
Alfred Hessmer, Willi Schulte, Herbert Cronauge (Nr. 123 und 125 der
Urkundenrolle Dr. Schneider) sorgfältig durchgelesen. Aus eigener Kenntnis
kann ich über den Tod meiner Kameraden folgendes erzählen: Unsere
Erkennungsmarken waren mit 39XXXID!V.1-175 bezeichnet. Meine Nummer weiß
ich nicht mehr, da mir bei der Entlassung alle Ausweise abgenommen
wurden. Ich war Gruppenführer im II. Zug der I. Kompanie und
kannte als Plettenberger alle die von Herrn Hessmer aufgezählten
Volkssturmmänner. Im I. Zug waren im allgemeinen Plettenberger, im II. Zug
Volkssturmmänner aus dem Elsetal (Holthausen, Hüinghausen, Herscheid).
Entstehende Lücken wurden teilweise aus Plettenberg-Bhf. und Ohle
nachgefüllt. Als Gruppenführer hatte ich mit dem I. Zug Verbindung zu
halten (Gruppenführer der I. Gruppe), und kam so am 9. April (1945) mit in
das Dorf Lünern. Dort sah ich noch den Otto Birkenhoff. Mit Emil Schmidt aus Ohle versuchte ich aus dem Graben
rückwärts heraus zu springen. Schmidt lief vor. Nach etwa 20 bis 30
Schritt warf ich mich nieder, weil dauerndes schweres Feuer auf dem
Gelände lag. Dort wurde ich durch Streifschuss an Kopf und Hals verwundet.
Als wir aus dem Graben sprangen, waren offenbar schon mehrere Kameraden
verwundet oder gefallen. Ich lag offen auf einem ansteigenden Gelände. Um
Deckung zu finden, sprang ich in den Hohlweg zurück. Dort waren aber schon
Amerikaner, denen ich mich durch Händeaufheben ergab. Durch den Blutverlust war ich so geschwächt, dass ich
über das Folgende keine Angaben mehr machen kann. Ich erinnere mich nur,
dass dort 7 bis 8 Kameraden lagen, die ich alle für tot hielt. Keiner
bewegte sich. Heribert Cronauge und Willi Kowalewski waren schon
gefangengenommen. Wir wurden dann abtransportiert und zwar ich und
Cronauge zusammen - ohne Kowalewski. K. ist dann in französischer
Gefangenschaft gestorben. Das Gefecht bei Nord Lünern war etwa gegen 13-14 Uhr. Bis
zum Abend lag schweres Feuer auf dem Dorf und dem Gelände zwischen Dorf
und der rückwärtigen SS-Stellung. Meiner festen Überzeugung nach ist außer
Cronauge, Kowalewski und mir keiner lebend herausgekommen, sondern alle
übrigen sind gefallen. Ich habe nichts davon gesehen, dass ein feindlicher
Unteroffizier verwundete Deutsche erschossen haben soll. Das vorstehende Protokoll ist Herrn Kahlstadt vorgelesen,
von ihm genehmigt und eigenhändig unterschrieben.
Auf dem Friedhof in Senne I sind demnach folgende Volkssturmmänner mit der Erkennungsmarke
39 XX III DV begraben:
Vormann, Erich, Hüinghausen, Reihe 1, Grab 2, Erkennungsmarke-Nr.169
lt. Willy Timm, Freikorps Sauerland im Deutschen
Volkssturm. Südwestfalens letztes Aufgebot 1944/45, S. 63-64 kamen
ums Leben
Überlebt haben demnach in Nordlünern:
Cronauge, Herbert, Erkennungsmarke-Nr. 175
Quelle: Internet, Seiten des "Historisches Centrum Hagen", Bericht von Ralf Blank
Quelle: Mendener Zeitung vom 19.10.1944, Stadtarchiv Menden (Repro: Klötzer/Hassel)
Quelle: Mendener Zeitung vom 23.10.1944, Stadtarchiv Menden (Repro: Klötzer/Hassel)
Quelle: Internet-Forum "Militaria Fundforum" vom 02.10.2004 Das "Freikorps Sauerland" Von der Gauleitung wurden als besondere Abzeichen
eingeführt ein weißer Ärmelstreifen mit der Aufschrift "Freikorps
Sauerland" und ein Ärmelabzeichen. Letzteres wurder auch in Fällen in
verkleinerter Form als Abziehbild auf die rechte Seite des Stahlhelmes
geklebt. Von dem Ärmelabzeichen gibt es gedruckte und gewebte Abzeichen,
wobei es sich bei den gewebten Abzeichen wahrscheinlich um ganz frühe
Nachkriegsproduktionen handelt! MfG EWald
Quelle: Timm, Willy: Freikorps Sauerland im Deutschen
Volkssturm. Südwestfalens letztes Aufgebot 1944/45. (Schriftenreihe zur
Geschichte Unnas und der Grafschaft Mark, Heft 12), Unna 1993 Der Gauleiter von Westfalen-Süd, Albert Hoffmann, der die
bereits als SA-Sturmbann-Namen bestehende Bezeichnung „Freikorps
Sauerland“ übernehmen wollte, mußte von Bormann hören, daß „von
irgendwelchen Zusätzen symbolischer, heimatlicher oder geschichtlicher
Art“ abzusehen sei. Trotz dieser Belehrung hielt das „Freikorps Sauerland“
auch im Rahmen des Volkssturms an seinem Namen fest und trug ein nie
genehmigtes Ärmelabzeichen.
Quelle: Timm, Willy, S. 63/64:
Ebenfalls an die Nordgrenze des Gaus, nach Hamm und in die nordöstlichen Teile des
Kreises Unna, war das Z.b.V.-Bataillon Nr. 23 Joest verlegt worden, dessen Kompanien
sich vor allem aus der Stadt Dortmund und dem Kreis Iserlohn rekrutierten. . . Vor
dem amerikanischen Druck musste das Bataillon in den ersten Apriltagen nach Süden
ausweichen. Im Raum Mühlhausen/Nordlünern stieß am 9. April eine Gruppe dieses
Bataillons mit amerikanischem Militär zusammen. Es kam zum Schusswechsel. Als die
Freikorpsmänner sich in den Schutz eines bei Nordlünern gelegenen Wäldchens flüchten
wollten, wurden mehrere von ihnen tödlich getroffen. Anschließend beschossen zwei
schwere amerikanische Panzer das Waldstück. Gegen 18 Uhr wurde das Feuer eingestellt.
Amerikanische Soldaten bargen die vor dem Wald gefallenen Deutschen und transportierten
sie mit einem Lastkraftwagen fort. Erst am übernächsten Tag teilte eine amerikanische
Streife der Ortsverwaltung mit, dass im Wald noch tote deutsche Soldaten liegen müssten.
Mit Zustimmung der Amerikaner wurden diese am 11. April auf dem Flachwagen eines Lünerner
Landwirts zum Friedhof nach Lünern gebracht und dort in einem Massengrab beigesetzt
(Quelle: Nach einem Erinnerungsbericht von Karl-Heinz Wellmann, Unna-Lünern).
Quelle: Timm, Willy, S. 64
Eine andere Kompanie dieses Z.b.V.-Bataillons Nr. 23, das unter dem Kommando des Kompanieführers
Heinrich Humme stand, hatte, als es sich am 11. April östlich an Unna vorbei nach Süden
absetzte, in der Landgemeinde Uelzen . . . ihren ersten Toten. Südlich der Stadt Unna traf
die Kompanie am selben Tage . . . mit amerikanischem Militär zusammen und wurde in ein
Gefecht verwickelt, das dem Freikorps "Sauerland" weitere elf Tote kostete. . . Bei diesen
Gefallenen handelt es sich um die Freikorpsmänner Wilhelm Grothe aus Plettenberg, . . .
Einige dieser Gefallenen wurden zunächst provisorisch im Garten eines Bauernhofes an der
Wilhelmshöhe (bei Strickherdicke) beigesetzt, später aber in ihre Heimatorte umgebettet.
Quelle: Süderland - Heimatland, heimatkundliche Beilage des
Süderländer Tageblatt vom 18.03.1995
Elend der Kompanie Plettenberg des Freikorps
Von Heinrich Rüsche, Plettenberg
zum Gedenken an die 27 gefallenen, getöteten, an ihren Verwundungen
und in der Gefangenschaft gestorbenen Männer der Kompanie Plettenberg
des Freikorps Sauerland:
Otto Birkenhof, Hüinghausen
Einleitend die Worte eines russischen Dichters: "...Ohne Erinnerung
gibt's kein Leben ..."
. . . Aber schauen wir zurück, in die Geschichte unserer Stadt Plettenberg,
deren Namen 1944/45 mit dem Schicksal einer Freikorps-Kompanie verbunden
wurde, deren tragisches Schicksal "im Dunkel der Geschichte" verborgen
liegt. Erinnern wir uns an die sogenannte Kompanie Plettenberg des
Freikorps Sauerland, an die 27 Männer, die am 9. April 1945 noch sinnlos
geopfert wurden bzw. später starben. |
Im Sinne des Gesetzes Soldaten
Auf Pressefotos anlässlich der Vorstellung des FKS in Lüdenscheid am 12.11.1944
trugen die Männer des FKS reguläre Wehrmachtsjacken mit schwarzen Kragenspiegeln
und Nummern ihrer Bataillone, DV-Armbinden, Karabiner und Stahlhelm, also
eingekleidet und ausgerüstet wie die reguläre Truppe. Damit steht fest, dass
das FKS keine Partisanen- oder "Werwolf"-Organisation war...
Der Abend des 8. April 1945 |
![]() Gauleiter Westfalen-Süd Albert Hoffmann (1907-1972) Foto: H. Hoffmann, München |
In unserem Abschnitt verließen wir
die jeweiligen Dörfer und Geländeteile frühmorgens vor Sonnenaufgang so
rechtzeitig und schnell, um nach Möglichkeit jede Kampftätigkeit zu vermeiden.
Niemand von uns wollte noch einen sinnlosen Tod sterben oder eine Verwundung
riskieren.
Die unmittelbare Kapitulation stand bevor. Die alliierten Soldaten, die
"morgens nach dem Frühstück mit gebügelten Hosen" vorrückten, waren auch
nicht daran interessiert, noch in den "letzten Stunden des Krieges" ihr
Leben zu verlieren. Aus diesem Grunde setzten sie auch bei der geringsten
"Feindberührung" alle Waffen ein. Hinzu kam, dass die alliierten Jagdbomber
die absolute Lufthoheit ausübten und jede Person und jedes Fahrzeug - zivil
oder nicht zivil - unter schweren Beschuss nahmen...
Die Verantwortlichen des Volkssturms bzw. Freikorps Sauerland waren überwiegend
Teilnehmer des I. Weltkrieges. Sie hatten keinerlei Erfahrung in der Führung
eines Gefechts unter dem Einsatz von hochgerüsteten mobilen Verbänden der
Boden- und Lufttruppen der Alliierten. Aus vermutlich dieser mangelnden
Erfahrung heraus hat der Kompanieführer nicht begriffen, dass nach Aufnahme
der Gefechtstätigkeit der Untergang seiner Kompanie "vorprogrammiert" war.
In dieser Nacht wurden wir immer wieder angesprochen. Wir haben ihnen gesagt,
was am nächsten Morgen passieren wird, wenn sie sich mit den alliierten
Kampftruppen einlassen. Wir alle befanden uns auf dem Grundstück eines großen
Bauernhofes, direkt am Dorfrand gelegen. Die alliierten Truppen befanden sich
in einem gegenüberliegenden Waldgelände, etwa 700 Meter entfernt. Die nicht
versorgten, frierenden und übermüdeten Männer lagen hinter einem Haus/Gartenhecke
(die heute noch vorhanden ist), Mann neben Mann auf dem Erdboden; die meisten
schliefen vor Erschöpfung, sie waren nicht mehr ansprechbar. Sie wussten noch
nicht, ahnten vielleicht etwas, dass am Abend des 9. April mehr als 23 Kameraden
gefallen, getötet, viele verwundet und fast alle in Gefangenschaft sein würden.
Wir verließen Nord Lünern noch vor Sonnenaufgang. Unser Angebot, sie auf unseren
zwei Kettenfahrzeugen mitzunehmen, war ohne Erfolg. Sie haben die Situation
einfach nicht begriffen. Das Schicksal nahm seinen Lauf.
Nochmals zurück nach Nord Lünern
... (es folgen Auszüge aus den eidesstattlichen Erklärungen von 1947) . . .
...Heute, nach 50 Jahren, ist nicht die Zeit anzuklagen, nicht die Zeit "aufzurechnen".
Diese Generation gibt es fast nicht mehr. Es geht hier um das Offenlegen des
Geschehens, um ein würdiges Erinnern an die Söhne unserer Stadt, die zuletzt
noch in einem sinn- und aussichtslosen Kampf ihr Leben verloren... |