Quelle: Süderländer Tageblatt vom 22.08.1957

Bald ertönen die neuen Glocken vom Böhl
Ein Ereignis in der Geschichte der evangelischen Kirchengemeinde - Am 7. September Einholung der Glocken der Böhler Kirche aus Bochum - Glockenweihe findet am 29. September statt

Plettenberg. Vom Turm der Böhler Kirche werden in einem Monat wieder die Glocken zum Gottesdienst rufen. Seitdem die letzten Glocken der Böhler Kirche im zurückliegenden Krieg abgeliefert werden mussten und nach Ende des Krieges nicht mehr aufzufinden waren, ging der Wunsch der evangelischen Kirchengemeinde dahin, auch für dieses schöne alte Kirchlein wieder ein eigenes Geläut zu bekommen.

Vor einigen Monaten wurde eine Spendenaktion in die Wege geleitet. Der Appell fand offene Herzen und die Glocken konnten wenig danach beim Bochumer Verein in Auftrag gegeben werden. In diesen Tagen werden nun die Glocken fertig. Bereits am 7. September, also in nicht ganz drei Wochen, wird in festlicher Form ihre Einholung nach Plettenberg erfolgen. Zwei Tage später wird dann das Aufziehen der Glocken und ihre Montage im Turm beginnen.

Die Vorarbeiten für diese Montage haben in der Böhler Kirche bereits begonnen. Da die Glocken auf Grund ihres großen Gewichtes und Umfanges nicht auf dem normalen Weg in den Turm gebracht werden können, muß an dem Gotteshaus ein Gerüst errichtet werden. Außerdem ist zur Einbringung der Glocken in die Kirche ein Durchbruch durch das Mauerwerk unterhalb des Turmes erforderlich.

Nach Einholung und der Montage wird am 29. September die festliche Weihe der drei neuen Kirchenglocken erfolgen und zweifellos zu einem Höhepunkt in der Geschichte der Plettenberger evangelischen Kirchengemeinde werden. Gleichzeitig bedeutet dieser Festtag ein Markstein in der so wechselvollen Geschichte des Kirchleins, das, im Mittelalter einst als Hospital für Aussätzige entstanden, später zu einer Kapelle und in jüngster Zeit zur Kirche ausgebaut wurde und schon wiederholt im Laufe seines Bestehens sein Geläut eingebüßt hat.

Die neuen Glocken werden, wie kürzlich schon berichtet, in den Tönen "es - ges - as" erklingen. Die größte der drei Glocken, die es-Glocke, wird einen Durchmesser von 1.425 mm und eine Höhe von 1.295 mm und ein Gewicht von 1.080 kg aufweisen. Allein der Klöppel dieser großen Glocke wird 75 Kg wiegen.
Auch die mittlere Glocke hat mit einen Durchmesser von 1.180 mm, einer Höhe von 1.091 mm und einem Gewicht von 625 kg noch recht beachtliche Ausmaße. Der Klöppel dieser Glocke wiegt noch gute 50 kg.
Die auf "as" gestimmte kleinste Glocke wiegt demgegenüber nur 430 kg bei einem Durchmesser von 1.045 mm und einer Höhe von 971 mm. Das Gesamtgewicht des künftigen Böhler Geläuts wird somit 2.305 kg betragen und damit das Gewicht des letzten Geläuts in der Böhler Kirche wesentlich übertreffen.

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Angeführt von den Pfarrern Knippschild, Oestreicher und Litschel (v.l.n.r.) zieht der festliche Zug mit den neuen Glocken der Böhler Kirche über die Kaiserstraße. Foto: Ludwig Müller


Foto: Ludwig Müller


Böhler Kapelle


Foto: A. Ludorf 1906

Quelle: Quellen zur Geschichte der Stadt Plettenberg, Bd. 1, S.223, lt. Veränderungsnachweis zum Lagerbuch der evgl. Kirchengemeinde zu Plettenberg für den Zeitraum vom 1. April 1908 bis 1. April 1911

Die Böler Kapelle

Die Böler Kapelle wurde im Jahre 1908 durch den Kirchenbaumeister Hofmann in Herborn umgebaut. Der Umbau des Gebäudes bildet einen Anbau nach Norden zu, in welchem Seitenschiff, Turm und Sakristei liegen. In jenem Seitenschiff ist dann auch eine neue, tiefe Seitenempore eingebaut, welche mit der Orgelbühne (Kopfempore) im alten Baiteil verbunden ist. Während die alte Kapelle ungefähr 200 Sitzplätze hatte, weist die jetzige Kirche 510 feste Sitzplätze auf.

Ohne den ebenfalls neu errichteten aus Holzfachwerk bestehenden Vorbau am Westgiebel hat das erweiterte Bauwerk bis zum Chorabschluss eine Tiefe von 20,5 Meter. Die größte Breite beträgt 17,6 Meter. Die Umfassungsmauern der Kirche bestehen aus Bruchsteinen; die Umrahmungen der Türen und Fenster sind aus Trachitwerksteinen gefertigt. Die Dächer wurden auf Holzverschalung beschiefert. Der alte Chorteil, aus dem Mittelalter stammend, zeigt massives Gewölbe, während der übrige Kirchenraum mit Holzdecke überspannt ist.

Die Kirche wird durch eine kleine Luftheizung erwärmt, deren Heizkammer zwischen dem neuen Turm und dem alten Chor eingebaut ist. Das jetzt vorhandene 3-stimmige Geläute ist von mittlerer Größe und hängt in einem eisernen Glockenstuhl. Die beiden neuen Glocken sind von der Firma Rincke in Sinn (?) gegossen worden. Das Gebäude ist mit Zubehör jetzt zu 60.000 M. seit 25.05.1909 bei der Westfälischen Provinzial Feuer-Sozietät versichert.



Foto: A. Ludorf 1906

Quelle: Internet "http://www.ich-geh-wandern.de/christuskirche-plettenberg"

. . . Vom Stadtzentrum aus südlich liegt auf einer kleinen Anhöhe die Böhler Kapelle. Ursprünglich gab es rund um Plettenberg ein ganzes Dutzend dieser kleinen Andachtsstätten, doch von diesen ist heute nichts mehr sichtbar. Nur die Böhler Kapelle blieb übrig. Die erste Kapelle an dieser Stelle war schon Mitte des 12. Jahrhunderts vom damaligen Kölner Erzbischof Friedrich II. gestiftet worden. Das heutige Gebäude entstand 1422. Es handelt sich dabei um einen schlichten, barock erweiterten Saalbau mit trapezförmigem Grundriss. Der Turm entstand allerdings erst deutlich später, nämlich 1907.


Quelle: Internet http://www.meiritz.de/Regionen/MK/Plettenberg/plettenberg.html


. . . Die Böhler Kirche - gestiftet im 15. Jahrhundert. Zur Lambertuskirche, also der heutigen Christuskirche, gehörten zahlreiche Kapelle, von denen heute nur noch die auf dem Böhl erhalten ist. Den jetzt noch stehenden Bau stiftete 1422 Gerhard Mummert. Es ist ein einfacher Saalbau, dem 1907 noch ein Anbau mit einem Seitenturm zugefügt wurde. Zu der Kapelle gehörte ein Heilig-Geist-Hospital, eine Art frühes Krankenhaus der Stadt. Das Bild zeigt den Chorraum der Böhler Kirche. Eine Oase der Muße mitten in der Stadt ist der alte Böhler Friedhof. Ein Spaziergang an den alten Grabsteinen entlang und vorbei an der Gedenkstätte für die Gefallenen des 1. und 2. Weltkrieges stimmt nachdenklich.





Quelle: Heimatblätter des mittleren Lennegebietes (Beilage zum Süderländer Volksfreund), Nr. 6, Werdohl, 17.01.1925

Die Kapelle auf dem Böle zu Plettenberg

2. Teil
Von den vielen mittelalterlichen Kapellen des märkischen mittleren Lennegebietes ist nur eine einzige der Gegenwart überliefert worden, die auf dem Böle. Ihr gegenüber hat die evangelische Gemeinde Plettenberg ganz besondere Anhänglichkeit bewiesen, und als altehrwürdiges Baudenkmal einer längst entschwundenen Zeit verdient sie allgemeines Interesse. Darum bringen wir in dem heutigen Bilde (s. oben) eine Innenansicht der Kapelle aus dem Jahre 1906.

Es zeigt den Chorraum fast vollständig. Entsprechend dem hohen Alter von 500 Jahren ist er im Verhältnis zu seiner Breite außergewöhnlich niedrig. Seine Deckenwölbung wirkt angenehm. Im 3/8-Chorschluss hat er freundliche, spitzbogige, zweiteilige Maßwerkfenster, deren angenehmes Gelb durch andere Farben kunstvoll abgetönt war, so dass eine vorzügliche Lichtwirkung bestand. - Die übrigen Fenster und der Triumphbogen sind rundbogig, die mit säulenartigen Vorlagen verbundenen Wandblenden waren spitzbogig. Diese Verbindung der frühgotischen mit dem romanischen Baustil wirkte recht vorteilhaft.

An Stelle des auf dem Bilde vorhandenen eigenartigen neuen Altars stand durch das 18. und 19. Jahrhundert hindurch ein kunstvoll bemalter, alter Klappaltar, der jetzt im Museum zu Altena aufbewahrt wird, und dessen Bild nächstens in die Heimatblätter aufgenommen werden soll. - Die Unterseite des Kanzel-Schalldeckels hatte als Verzierung eine fliegende, weiße Taube. Als Sinnbild des Heiligen Geistes erinnerte sie daran, dass mit dem Beneficium St. Nikolai eine kleine, jüngere Stiftung, das Beneficium St. Spiritus, verbunden war. - Außer der kleinen Empore an der Nordseite, von der hier nur die vorderste Bank zu sehen ist, war auch eine größere Empore an der Westseite vorhanden, deren Front eine kleine Orgel zierte.

Durch die Einführung der Reformation verloren die Kapellen an Bedeutung, wurden darum weniger genutzt und gerieten, größtenteils schon infolge der verderblichen Kriegs- und Pestzeiten im 17. Jahrhundert in Verfall. Dass die auf dem Böle erhalten geblieben ist, verdanken wir allein dem Umstande, dass sie einen besonderen Vikar hatte. Dessen Einkünfte waren gering; so weit sie aus dem Beneficium St. Nikolai kamen, betrugen sie nur 44 Rtlr.. Vikare der Böler Kapelle waren:
bis 1561 Peter Stöter †
nach Johann Stöter,
1608-1653 Johann Rumher
1654-1691 Caspar Hammerschmidt
1691-1707 Hermann Eberhard Brockhaus aus Altena,
1707-1709 Caspar Hammerschmidt † (Stiefbruder des gleichnamigen vorher).
1708-1722 M. Johann Wilhelm Thöne aus Soest †
1723-1725 Arnold Georg Leopold Brockhaus (Sohn des obigen Brockhaus),
1725-1738 Johann Peter Reininghaus aus Kierspe †.
Nach 1738 bestand Gleichheit der beiden lutherischen Pfarrstellen. Sofern nichts anderes angegeben ist, stammten die Vikare aus Plettenberg. Die mit einem † bezeichneten gelangten später in den Besitz der lutherischen Pfarrstelle zu Plettenberg. Die Vikarstelle wurde duch den Magistrat besetzt.

Weil den Lutherischen die Kirche nur von 10-3 Uhr zur Verfügung stand, und der Pastor Thöne oft 2 Stunden lang predigte, so blieb in der Kirche nicht Zeit genug für die Nachmittagspredigt des Vikars. Deshalb musste von 1723 bis nach Thönes Tod der Vikar seine Predigt Sommer und Winter von 8-9 Uhr auf dem Böle halten. Später fand hier nur noch im Sommer dieser Frühgottesdienst statt. Während der Weihnachtsfrühpredigt brannten Wachskerzen in der Kapelle.

Außer den Vikaren wurden auch, wenigstens im 18. Jahrhundert, solche Gemeindeglieder in dem kleinen Gotteshause beerdigt, die für die Grabstätte 5 Rtlr. bezahlten. Als solche sind angegeben:
aus Plettenberg Wwe. Schönenberg geb. Elisabeth Rumher
und der Chirurgius Jobst Hermann Bouthenuth
aus Lenhausen der Kaiserliche Notarius Franziscus Richardus Blecken (1737 beerdigt)
aus Landemert Anton Heese und seine Frau Anna Elisabeth geb. Marl (1763)
aus Himmelmert Hermann Henrich Schulte gen. Heese (1775) und seine Frau (gest. 1762).

Diese Gräber in der Kapelle und der stille Grabesgarten neben derselben reden eine ernste Sprache. Wie manche Träne ist dort in Liebe und Leid im Gedenken an teure Verstorbene geflossen. Ein Geschlecht nach dem andern hat man hier zum Todesschlummer eingebettet. Hier zeugt alles recht eindringlich von der Vergänglichkeit und Flüchtigkeit des menschlichen Lebens, besonders wenn sich im Herbst auch die Natur zur Ruhe rüstet...


Lexikon für die Stadt Plettenberg, erstellt durch Horst Hassel,
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