Aus dem Bund Deutscher Mädel
Quelle: Festschrift "10 Jahre Ortsgruppe Plettenberg-Stadt der NSDAP", 1936, 72 S., Archiv HH

Im Februar 1933 trafen sich zum ersten Mal 7 deutsche Mädel im Parteilokal Heseler. Einige Tage vorher zirkulierten Listen, um für den BDM zu werben. Obwohl eine ansehnliche Zahl zusammengekommen war, erlebten die Gründer am ersten Abend eine Enttäuschung, denn die vielen Bemühungen waren nicht von Erfolg gekrönt. Jedenfalls war aber der Anfang gemacht. Dies genügte um revolutionär genug zu sein, den gegründeten BDM zu erhalten.

Über die Aufgaben, die zu erfüllen waren, bestand noch völlige Unklarheit. Die damalige Frauenschaftsleiterin Frau Winner hieß die Erschienenen herzlich willkommen. Ortsgruppenleiter Menschel führte in seiner Ansprache unter anderem aus, dass auch die deutsche Frau sowie das deutsche Mädel Aufgaben zu erfüllen hätten, die die Bewegung an sie stellen würde und nicht, wie die Überklugen behaupteten, dass der Führer bei der Aufbauarbeit die deutsche Frau ausschalten würde.

Nach kurzer Zeit fand man sich wieder zusammen, jedoch in einer größeren Anzahl. So schwer es damals erschien, alles recht durchzuführen, so stolz kann heute der BDM auf das zurückblicken, was geleistet worden ist, denn es gibt kaum noch ein junges Mädel in unserer Vaterstadt, das dem BDM noch nicht angeschlossen ist.



Auf der Mauer der Oestertalsperre (1932, evtl. schon 1931). Unten von links nach rechts: 1. Lotte Cordes, 2. Blanke, 3. Else Schmerbeck, 4. ?, 5. Grete Lumberg, 6. ?, 7. Agnes Rhiel, 8. Waltraud Steinweg (Führerin des BDM Plettenberg), 9. ?, 10. Helene Mylaeus, 11. Lisa Rhiel. Die "Dreierpyramide" hinten: links ?, rechts Allhoff, ganz oben Antoinette Luke (Kassiererin des BDM).


Aus der Geschichte des
BDM in Plettenberg

nach Aufzeichnungen von Prof. Erhard Lucas-Busemann, Oldenburg
(8 Schreibmaschinenseiten DIN A 4)

Die Gründung:

Waltraud Steinweg wird von ihrem Schulfreund Herbert Kreft (Sohn des Realschuldirektors) angesprochen und dringend darum gebeten, für den "Stahlhelm" Plettenberg eine Gruppe der "Luisen" aufzuziehen. (Wann ist unklar: schon 1931 oder gar noch früher? Spätestens 1932)

Zur Person: Waltraud Steinweg, geboren 11.03.1909, als ältestes Kind des Rechtsanwalts Reiner Steinweg und seiner Ehefrau Ida geb. Walle. Weitere Geschwister: Reiner geb. 1910, Günter geb. 1918. Der Vater stammt aus einer Fabrikantenfamilie in Lüdenscheid, die Mutter ist die Tochter von Paul Walle, Prokurist der Firma Meuser, Kaiserstraße Ecke Herscheider Straße. Nach Meusers Tod übernimmt Paul Walle die bankrotte Firma, die er dann seinem gleichnamigen Sohn Paul Walle hinterlässt.


BDM und SA, Frauen in brauner Kleidung, links unten Lisa Rhiel, auf der Treppe in der Mitte (mit Zöpfen) Hertha Allhoff, hinter ihr (ganz oben) Grete Lumberg. Links neben Hertha Allhoff: Hertha Schriewer. (Aufnahme am Maiplatz vor Foto Müller/Drogerie Osthoff)

Korrektur von Jürgen Hagen: Es handelt sich bei den vier Männern auf dem Bild nicht, wie dargestellt, um SA (Sturmabteilung), sondern um Angehörige der Fliegergruppe Plettenberg. Von links "Heini" Greiß; Erich Hagen; Adalbert Kowalewski; der nächste ist mir nicht bekannt. Die Bilder wurden anläßlich der Werbewoche für die deutsche Luftfahrt gemacht. Vermutlich von Ludwig Müller selbst, der auch zur Fliegergruppe gehörte. Mein Vater hat eine Sammeldose in der Hand, und die Mädchen verteilten an die Spender Blumen, denn eine jede der jungen Damen hat einen Blumenkorb an der Hand.

Reiner Steinweg (Jahrgang 1873) wird 1916 eingezogen und kehrt mit einem Lungenschaden 1918 aus dem Krieg zurück. Der Arzt verbietet ihm Rauchen, Alkohol und den Besuch verräucherter Lokale. Daran hält er sich nicht, sondern stürzt sich in die politische Agitation, ist prominentes Mitglied der DVP. Vor allem kritisiert er den Acht-Stunden-Tag ("Nach diesem Kriegsausgang müssen wir Deutschen arbeiten, bis uns das Blut unter den Fingern herauskommt"). Sein engster Freund ist Landmesser Schnevoigt. Sie treten immer zusammen auf. In der Presse und in der Polemik der SPD sind es "die beiden Herren von Rechts".
**Es kam zu einem Demonstrationszug der SPD vor das Steinwegsche Privathaus an der Herscheider Straße, die Familie war jedoch vorher zu Verwandten und in die Berge geflüchtet.

1920 stirbt Rainer Steinweg an schwerer Tbc. Die Familie stürzt - Freiberufler sind sozial damals praktisch nicht abgesichert - ins Elend. Nur mit Hilfe von Verwandten kann die Witwe mit den drei kleinen Kindern überleben. Sohn Reiner macht das Einjährige in Plettenberg, besucht dann in Lüdenscheid das Gymnasium, wo er 1929 Abitur macht. Er studiert Jura, promoviert 1933 in Marburg und tritt in den Dienst der Reichsbahn. Tochter Waltraud macht das Einjährige in Plettenberg (1926), besucht danach zwei Jahre die Handelsschule in Hagen (wohnt bei Verwandten in Hagen), tritt danach als Sekretärin bei ihrem Onkel Paul Walle in die Firma Meuser ein.

In seinem Lebenslauf im Anhang zu seiner Marburger Dissertation von 1933 betont Reiner Steinweg, dass er bereits 1931 in die SA eingetreten sei. **Von seinem Fanatismus innerhalb der Plettenberger SA sind Episoden überliefert. Er machte sich damit während des Referendariats Feinde bei SA-Männern, die nur aus Gründen der Anpassung in der SA waren (nach 1933).

Die Mutter dagegen blieb eine konsequente Konservative. Von Hitler sprach sie als von dem "Anstreicher". Sie ließ zwar ihre Kinder bei deren Nazi-Aktivitäten im allgemeinen gewähren, stellte aber klar, dass sie sich in den häuslichen Bereich nicht hineinreden ließ. Von dem jüngsten Sohn Günter ist überliefert, dass er eines Abends sehr spät von einer HJ-Veranstaltung nach Hause kam und dafür von seiner Mutter getadelt wurde. Er antwortete: "Unser Führer hat gesagt: Alte Steine müssen behauen werden!" Darauf antwortete sie: "Dann will ich dir jetzt mal zeigen, wer wen behaut" und versetzte ihm eine Ohrfeige.


Auf dem Maiplatz mit Blick in Richtung Wilhelmstraße/Wilmink. BDM und SA, die Frauen haben noch die braune Kleidung. Die junge Frau links ist Lisa Rhiel.

Ergänzung von Jürgen Hagen: BDM und Fliegergruppe. Die ersten drei Personen sind nicht bekannt, vierter von links ist Gustav Zaborowski, dann folgen Adalbert Kowalewski, nicht bekannt, Erich Hagen, Seuthe, Alex Malik.
Dazu gibt es auch folgenden Bericht aus dem Süderländer Tageblatt vom 04.07.1933:
Von der Fliegergruppe wird uns geschrieben: Die Werbung für die deutsche Luftfahrt ist beendet. Ohne Eigennutz haben wir unsere Pflicht getan für ein Werk, das Eigentum des gesamten deutschen Volkes ist. Den jungen Damen vom Bund deutscher Mädchen danken wir herzlichst, dass sie auch diesmal wieder zur Stelle waren, um ein deutsches Werk fördern zu helfen. Allen Spendern entbieten wir von Herzen unsern Fliegerdank, dass sie trotz der vielen Sammlungen der letzten Zeit ein Opfer gebracht haben für eine nationale Bewegung, die einmal über die Zukunft des deutschen Volkes entscheiden wird.

Waltraud Steinweg tritt in die NSDAP sehr früh ein: im Anschluss an eine Veranstaltung mit Parteigenosse (Pastor a. D.) Münchmeyer am 25. September 1929, von der in der Festschrift der NSDAP Plettenberg von 1937, S. 26, die Rede ist. Nach Schluss der Veranstaltung konnte man auf die Bühne gehen und sich als neues Parteimitglied eintragen. Sie tat das zusammen mit Landmesser Schnevoigt, dem alten Freund ihres Vaters. Auf die Zustellung des Mitgliedsbuches habe sie dann aber sehr lange gewartet - irgendwie sei das dann wohl verbaselt worden. Erst als sie sich dann entschloss, den BDM aufzubauen, habe sie sich darum gekümmert, und dann auch ein Mitgliedsbuch zugestellt bekommen.

Herbert Kreft bat sie (Zeitpunkt offen, siehe oben), eine Plettenberger Gruppe der "Luisen" aufzubauen. Sie entschied sich stattdessen für den Aufbau einer BDM-Gruppe. Nachdem sie diesen Entschluss gefasst hatte, schrieb sie einen Absagebrief an den "Stahlhelm": sie (die Adressaten) seien überzeugte Frontsoldaten, ihr Vater aber sei an den Folgen des Krieges gestorben, und dies habe ihr Schicksal und das ihrer Familie aufs schwerste getroffen. Hitler dagegen habe erklärt, er sei vier Jahre lang Soldat gewesen, kenne das Elend des Krieges und habe erklärt, er werde dafür sorgen, dass Deutschland nie wieder in einen Krieg verwickelt werde.

Lotte Flügge (ehem. Cordes) über das Persönlichkeitsprofil von Waltraud Steinweg, im Rückblick 1992:
Wir haben alle für sie geschwärmt. Äußerst aktiv, sehr kontaktfreudig, die geborene Anführerin, dabei nicht hart-zickig, sondern eben einfach unternehmungslustig und mitreißend, zugleich fähig über sich selbst zu lachen, wenn sie etwas nicht richtig gemacht hatte oder etwas nicht klappte.


Der Ausschluss aus dem BDM

Zur Datierung: In Siegen gab es eine prominente Nazi-Familie namens Ring. Drei Schwestern, davon die eine Gauführerin des BDM (siehe unten), eine andere mit dem Arzt Dr. Steinmetz in Plettenberg-Holthausen verheiratet (vielleicht zunächst nur verlobt), tauchte also in Plettenberg auf und kam auch zum BDM. Auch sie "schwärmte" für Waltraud Steinweg (hat vermutlich entsprechende Berichte an ihre Schwester in Siegen gegeben).
Eines Tages kam es zu einem kleinen Disput im BDM-Heim. An der Wand hingen Bilder der Parteigrößen, u. a. von Röhm. Waltraud Steinweg: "Wenn ich mir das angucke - ich kann mir nicht helfen: das ist doch ein gewöhnliches (im Sinne von durchschnittlich, nichtssagend) Gesicht (auf Röhm bezogen)". Ring: "Wie kannst du so etwas sagen: einer der engsten Vertrauten des Führers! Der umgibt sich doch nur mit herausragenden Männern!" - Nach der "Röhm-Affäre" kommt sie dann auf Waltraud Steinweg zu: "Du bist wirklich eine ungewöhnliche Führerin: wir scharfsinnig du das wieder erkannt hast . . .". (Von der Psychologie solcher Gespräche mal abgesehen: zum Zeitpunkt der Röhm-Affäre muss Waltraud Steinweg noch BDM-Führerin gewesen sein.)


Ausflug des BDM zur Hohen Bracht (Ende 1933 oder erst 1934, weil schon neue BDM-Kluft und Hitlerjugend). Mit Fahne im Arm: Lisbeth Vollmerhaus (später BDM-Untergauführerin).

Der Ausschluss
Zum Kontext: Seit September 1933 ist Waltraud Steinweg mit Rudolf Lucas verlobt, einem Theologen aus der Mark Brandenburg, examiniert in Berlin März 1933, seitdem auf einer Pfarrstelle in der Neumark (gehört später zu Hinterpommern, Nantikow Kreis Stargard); politisch ein Konservativer, Verehrer Hindenburgs, weiter aber nicht politisch engagiert. Theologisch war er ein entschiedener Gegner der Deutschen Christen und Mitglied der entstehenden Bekennenden Kirche.

Waltraud Steinweg bekommt eine offizielle Einladung des BDM-Gaus nach Siegen, nicht näher bezeichneter Zweck, lediglich "wichtige Besprechung". Dort wird sie von der Gauführerin Ring empfangen, die ihr eröffnet, sie beabsichtige, sie (W. St.) zur Untergauführerin zu ernennen. Daraufhin entspinnt sich folgender Dialog:

Waltraud Steinweg, überrascht, dann: "Das ehrt mich. Ich mache aber darauf aufmerksam, dass ich mit einem Pastor der bekennenden Kirche verlobt bin und wir irgendwann heiraten werden". (Das mit dem heiraten hatte noch seine Weile: Lucas verdiente sehr wenig, auch nach seinem Examen 1936. Die Heirat 1936 war unter finanziellen Gesichtspunkten immer noch ein großes Risiko) Ring, wird bleich, dann: "Ach so, ja dann hat das ja gar keinen Zweck. Ihr Verlobter wird Ihnen einen solchen Posten ja sicherlich nicht erlauben!" Waltraud St.: "Oh, das hat nichts miteinander zu tun. Wir haben uns gegenseitig alle Freiheiten gelassen!" Ring: "Sie werden von mir hören!"

Einige Zeit nach dieser Unterredung bekommt Waltraud Steinweg einen langen Brief des BDM. Ausführlich werden ihre Verdienste um die Bewegung gewürdigt, vor allem in der "Kampfzeit". Dann aber: Nunmehr aber sei sie auf eigenen Wunsch aus dem BDM ausgeschieden, was man mit Bedauern zur Kenntnis nehme usw.. Waltraud Steinweg war über diesen "ehrenvollen Rausschmiß" sehr traurig. Sie hat diesen Brief ihrem Bruder Reiner gezeigt, der dazu sagte: " Da kann man gar nichts machen, es bleibt dir nichts übrig als das hinzunehmen".

Untergauführerin wurde dann Lisbeth Vollmerhaus. Sie blieb bis 1945 eine wichtige Funktionärin. Sie kam dafür nach Kriegsende in ein Gefangenenlager für NS-Funktionäre in Staumühle, in dem verschärfte Bedingungen herrschten.

Der BDM Plettenberg
Warum ging man zum BDM? Darauf haben Lotte Flügge (ehem. Cordes) und Waltraud Lucas (ehem. Steinweg) am 20.03.1992 im gemeinsamen Gespräch folgende Antworten gegeben:
- Man wollte etwas gegen die Not der Zeit tun. Die Kommunisten kamen von der ganzen Einstellung von Elternhaus und Schule her nicht in Frage. Die bürgerlichen Organisationen galten als veraltet. Die Nazis dagegen schienen ein Programm zu haben und auch die Energie, es zu verwirklichen, wenn sie die Chance bekamen. Die Eltern hatten nichts dagegen, auch wenn sie selbst keine Nazis waren, was der Regelfall war.
- Man kam von zu Hause weg, brauchte nicht diese langweiligen Familienausflüge mitzumachen, sondern unternahm stattdessen etwas mit Gleichaltrigen. Als Einzelne hatte man wenig Entfaltungs- bzw. Unterhaltungmöglichkeiten: man verfügte über kein Geld, Reisemöglichkeiten gab es kaum, nicht einmal Radio war verbreitet. Im BDM gestaltete man gemeinsam die Freizeit. Heimabende, Aufführungen, Ausflüge.
- Mit einem Risiko war dies nicht verbunden, auch nicht vor 1933. Repressionsmaßnahmen der Polizei wie gegen die SA gab es gegen den BDM nicht. Man war ein Verein junger Frauen, nur eben mit einem ausgesprochen politischen Anspruch.

Tagungslokal:
Gaststätte Heseler ("Hotel Schwarzenberg", ein Raum im Obergeschoss. Waltraud Lucas erinnert sich an einen vom BDM gestalteten Nachmittag oder Abend mit Theateraufführung und Deklamationen. Das Theaterstück war relativ kurz. Es endete damit, dass im Hintergrund der Bühne die Sonne aufging und davor das Hakenkreuz erschien. Sie selbst habe ein Gedicht vorgetragen, in dem Hitler sagt: "Gebt mit vier Jahre Zeit!" Das sei mit rasendem Beifall quittiert worden.
(Anmerk. HH: Hintergrund ist vermutlich die erste Regierungserklärung der Nationalsozialisten vom 01.02.1933, in der gefordert wurde: "Nun, deutsches Volk, gib uns die Zeit von vier Jahren, und dann urteile und richte uns!". Der Satz wurde angesichts der Zerstörungen durch den 2. Weltkrieg umgewandelt in: "Gebt mir vier Jahre Zeit, und ihr werdet Deutschland (oder: eure Städte) nicht wiedererkennen.")


Treffpunkt der Nationalsozialisten war das sogenannten "Braune Haus", die Gaststätte und "Hotel Schwarzenberg" von Josef Heseler. Hier traf sich auch der BDM.

Zur Datierung der Fotos:
Zwei Kriterien können die Datierung der Fotos "einkreisen": 1. die Kleidung und 2. das Fehlen von Waltraud Steinweg.

1. Die ursprüngliche BDM-Kleidung war den "Luisen", d. h. den Frauen des "Stahlhelm" nachempfunden. "Luisen" nach Königin Luise; deren Lieblingsblume war die Kornblume, von daher ein blaues Kleid mit weißem Kragen, das vorn geschnürt wurde. Statt von "Luisen" sprach man deshalb auch oft von "Kornblumen". **Bei den "Luisen" konnte man nur Mitglied werden, wenn der Vater ein "Stahlhelmer" war (zwingende Vorschrift). Bei Waltraud Steinweg hätte man aber sicherlich eine Ausnahme gemacht, weil Vater an Folgen des Krieges gestorben.
Die NS-Bewegung kreierte statt blau ein ganz entsprechendes braunes Kleid, ebenfalls mit weißem Kragen; die Kordel, mit der das Kleid vorne geschnürt wurde, war rot-weiß.
Es wird berichtet, dass diese Kleider meist von den Müttern der BDM-Mädchen genäht wurden, so z. B. von Mutter Cordes für ihre beiden Töchter Lotte und Dorle.
Später wurde die BDM-Kleidung dann ganz anders gestaltet:
- dunkelblauer Rock
- weiße Bluse
- schwarzer Lederschlips mit Knoten und Dreieck hinten
Es müsste aus der Literatur oder aus Quellen eruiert werden, wann genau dieser Kleiderwechsel stattgefunden hat (auf jeden Fall nach der "Machtergreifung").

2. Der Ausschluss von Waltraud Steinweg aus dem BDM muss nach der "Röhm-Affäre", also frühestens Mitte 1934 erfolgt sein. Das geht aus der Kontroverse zwischen ihr und der BDM-Frau Ring hervor (siehe Zettel "einzelne Personen, Episoden"). Auf Fotos von BDM-Aktionen vor ihrem Ausschluss dagegen müsste sie wegen ihrer Bedeutung in der Regel beteiligt sein.

Zu einzelnen Personen, Episoden
Lisbeth Vollmerhaus: Waltraud Steinweg hatte sie für den BDM geworben und ernannte sie zu ihrer Stellvertreterin, weil sie intellektuell herausragte.
Die Wochenendfahrt mit dem Bus nach Düsseldorf 1933 (Foto 2). Wolldecken waren mitzunehmen. Übernachtet wurde in einer Fabrikhalle, auf dem bloßen Betonfußboden, nicht einmal Stroh war aufgeschüttet. Der Sonntag verlief in einem totalen Chaos. Offenbar beherrschte man noch nicht die Organisation eine solchen Massenaufmarsches. Den ganzen Tag zog die Gruppe durch Düsseldorf, ohne ein einziges Mal Baldur von Schirach zu Gesicht zu bekommen. Im Gewühl ging die kleine Annemann verloren, worüber Waltraud Steinweg als die für die Fahrt Verantwortliche in Angst geriet. Schließlich fand man sie an einer Polizeistelle wieder. Die Polizisten lachten: Die Kleine sei angekommen und habe gefragt: "Habt Ihr nicht die Plettenberger gesehen?"


Der BDM Plettenberg auf der Fahrt nach Düsseldorf zu einer Großkundgebung mit Baldur von Schirach (1933, der genaue Tag dürfte beim Stadtarchiv Düsseldorf zu ermitteln sein). Die Busfahrt bezahlte die Partei. Busbesitzer: Franz Braun, auch Betreiber von Spielautomaten in Kneipen (unklar, ob damals schon oder später). Die Gruppe vor dem Bus:
2. v. li. Lisbeth Vollmerhaus, stellv. BDM-Führerin; die drei "Kleinen", Pimpfe, trugen ebenfalls braune Kleider, aber mit Trägern: li. Dorle Cordes, Mitte ?, rechts: Annemann, die kleinste auf der Fahrt, ca. 6 Jahre alt, ging in Düsseldorf verloren; ganz rechts: Waltraud Steinweg, BDM-Führerin und für die Fahrt nach Düsseldorf verantwortlich. Auf dem Trittbrett des Busses: Maria von Wieck (Vater Amtsrichter), auf dem Bus: ganz rechts Hertha Schriewer, genannt "Herzchen", weil sie klein war und weil sie an der Halskette ein Herzchen trug (Vater Hausmeister im Amtshaus).

Tag der Machtergreifung;
Am feierlichen Umzug durch Plettenberg zur Feier der "Machtergreifung" 1933 nahm auch der BDM teil. Waltraud Steinweg erinnert sich: Eine Verkäuferin des Geschäftes Puttkamer stand in der Seitengasse bei Wilmink/Ecke Karl Schröder, sah den Umzug und rief: "Herr vergieb ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun!" Mehrere SA-Männer sprangen aus dem Zuge und rannten auf die Frau zu; was dann geschehen ist, nachdem sie sie weggezerrt haben, weiß ich nicht, ich vermute, dass sie sie zusammengeschlagen haben.


Quelle: Wikipedia

Rang- und Dienststellungsabzeichen des BDM und JM (Jungmädel)
Die Rangabzeichen wurden auf der linken Brustseite der Führerinnendienstkleidung angebracht:
Reichsreferentin (1), Obergauführerin als Führerin eines Obergaues oder als Amtsreferentin in der Reichsjugendführung (RJF) (2), BDM- und JM-Gauführerin auch als Führerin eines Obergaues oder als Amtsreferentin in der RJF (3), BDM- und JM-Untergauführerin auch als Führerin eines Obergaues oder als Amtsreferentin in der RJF (4), BDM- und JM-Gauführerin (5), BDM- und JM-Untergauführerin (6), BDM- und JM-Ringführerin (7), BDM- und JM-Gruppenführerin (8).

Neben den Rangabzeichen gab es außerdem Dienststellungsabzeichen in Form von "Führerinnenschnüren":

Obergauführerin (A), Gau- und Jungmädelgauführerin (B), Untergau- und Jungmädeluntergauführerin (C), Mädel- und Jungmädelringführerin (D), Mädel- und Jungmädelgruppenführerin (E), Mädel- und Jungmädelscharführerin (F), Mädel- und Jungmädelschaftsführerin (G).

Siehe auch "Deutsches Historisches Museum", Berlin: 1933-1939 Bund Deutscher Mädel (BDM)